Veröffentlicht am 6. September 2024

„Sucht“, Suchtmittel und warum Menschen abhängig werden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Sucht 1957 folgendermaßen definiert:

Sucht ist „ein Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge und gekennzeichnet durch 4 Kriterien:

  • Ein unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und Beschaffung des Mittels,
  • eine Tendenz zur Dosissteigerung (Toleranzerhöhung),
  • die psychische und meist auch physische Abhängigkeit von der Wirkung der Droge,
  • die Schädlichkeit für den einzelnen und/oder die Gesellschaft.

Hinweis zur Verwendung des Begriffes „Sucht“:

Im offiziellen Sprachgebrauch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) existierte der Begriff „Sucht“ von 1957 – 1964. Danach wurde er durch „Missbrauch“ und „Abhängigkeit“ ersetzt. In wissenschaftlichen Arbeiten wird der Begriff „Sucht“ daher nicht mehr verwendet, umgangssprachlich erfreut er sich aber weiterhin großer Beliebtheit“. (“Sucht. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik – stangl.eu”) (Stangl, 2024).i ​​

Klaus Wanke, ein Homburger Wissenschaftler schreibt dazu:

„Sucht ist ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand.“ (“Was ist Sucht? – Universität Regensburg”) Die Kräfte des Verstandes werden dem Verlangen einfach untergeordnet. Dies beeinträchtigt die freie Entfaltung der Persönlichkeit und zerstört die sozialen Beziehungen und Chancen der süchtigen Person.“ii

Grundsätzlich kann jeder Mensch süchtig werden

Suchtmittel gibt es viele!

Substanzen wie Alkohol, Zigaretten, Shisha, Koffein oder auch bestimmte Beruhigungs-, Schlaf- und Aufputschmittel, wie Benzodiazepine oder Barbiturate, flüchtige Lösungsmittel und Drogen wie Cannabis, Ecstasy, Kokain und Heroin (Opioide) besitzen allesamt ein Suchtpotenzial.
Bereits ihr einmaliger Konsum kann der erste Schritt in eine Abhängigkeit sein kann. (“Abhängigkeitserkrankungen – Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und …”) iii
Internet- und Handysucht, Arbeitssucht oder Sexsucht, sowie krankhaftes Stehlen oder sogar Brandstiften werden aus medizinischer Sicht nicht zu den Suchterkrankungen gezählt. Sie gelten als „Störung der Impulskontrolle“ iv, was zu unkontrollierbaren schädlichen Verhaltensweisen führt, die zwanghaft immer wieder ausgeführt werden.
Alle Süchte sind durch Kontrollverlust, Toleranzentwicklung und Entzugssymptome gekennzeichnet. In der ursprünglichen Bedeutung entsprach Sucht dem heutigen Krankheitsbegriff. (“Sucht – Lexikon der Psychologie | Psychomeda”) v

Ausnahme ist die Online-Spielsucht. Diese wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eigenständige Krankheit anerkannt. In ihrem 2018 veröffentlichten Katalog der Krankheiten (ICD-11) ist exzessives Online-Spielen, wie auch Glücksspielsucht, beigefügt worden.vi

„Sucht wird aber auch verstanden als das zwanghafte Verlangen nach bestimmten Substanzen oder Verhaltensweisen, die Missempfindungen vorübergehend lindern und erwünschte Empfindungen auslösen. Diese Perspektive verweist darauf, dass es nicht nur um Sehnsucht, um das Erlangen eines bestimmten Zustands geht, sondern auch um Flucht, um die Vermeidung eines unangenehmen Zustandes, was Kliniker in den verschiedenen Motiven hinter der Sucht bestätigen werden.

Vielfach wird Sucht in der Kunst thematisiert. Herbert Grönemeyer gröhlt 1984 sein „Alkohol“ mit lauter Stimme. Er singt: „Alkohol ist dein Sanitäter in der Not. (“Thieme E-Journals – PiD – Psychotherapie im Dialog / Abstract”) Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot. Alkohol ist das Drahtseil, auf dem du stehst. Alkohol ist das Schiff, mit dem du untergehst“. (“Herbert Grönemeyer – Alkohol Lyrics – Genius”) Auch er verweist auf die Flucht aus einem Kummerzustand als Motiv.

Die Süchte sind verschieden – die Motive hinter der Sucht sind es auch: Dem Alltag entfliehen, Probleme, Kummer oder Einsamkeit, die übermächtig wird – oder im Gegenteil: die Gruppe, in der man mithalten muss, Anerkennung sucht. Auch dieser Verschiedenheit der Süchte widmet Grönemeyer einige Zeilen: „Die Nobelszene träumt von Kokain. Und auf dem Schulklo riecht′s nach Gras. Der Apotheker nimmt Valium und Speed. Und wenn es dunkel wird, greifen sie zum Glas.“ Thieme E-Journals – PiD – Psychotherapie im Dialog / Abstract (thieme-connect.com)

Sucht ist eine Krankheit! Eine Suchterkrankung basiert nachweislich auf einer Fehlsteuerung des Belohnungssystems im Gehirn.

Durch Suchtmittel werden verschiedene Botenstoffe im Gehirn ausgelöst, die Wohlbefinden oder Euphorie auslösen. Das Gehirn verknüpft das Suchtmittel über die psychischen Prozesse Erfahrung und Wiederholung schnell mit dem positiven Reiz. Bei regelmäßigem Konsum stellen sich die physiologischen Prozesse der Gewöhnung und der biologischen Toleranz nachfolgend ein. Der Substanz-Konsum breitet sich in verschiedenen Situatione Bedeutung, hier werden auch wieder Verknüpfungen etabliert und nach und nach gefestigt. Bleibt der Reiz, danach eine Zeit lang, oder abrupt aus, entsteht der starke, unkontrollierbare Wunsch nach dem Suchtmittel zwangsläufig.

Suchtverhalten / Suchtmerkmale

Um von Suchtverhalten bzw. einem Abhängigkeitssyndrom zu sprechen, müssen im Laufe der letzten 12 Monate mindestens drei dieser sechs Kriterien erfüllt gewesen sein:

  • Starkes, unwiderstehliches Verlangen, ein bestimmtes Suchtmittel zu konsumieren; wird auch als „Craving“ bezeichnet
  • Kontrollverlust oder zumindest verminderte Kontrollfähigkeit über Menge, Zeitpunkt und Dauer der Zufuhr, oder das Suchtverhalten zu kontrollieren, häufige Rückfälle
  • physische und psychische Entzugserscheinungen
  • Verleugnen der Sucht
  • Immer größere Mengen werden benötigt, Toleranzentwicklung
  • wachsender Interessenverlust und Vernachlässigung anderer Pflichten, auch Verwahrlosung
  • zunehmende Bedeutung von Beschaffung der Substanz
  • Sucht wird trotz nachweisbarer schädlicher gesundheitlicher oder sozialer Folgen nicht aufgegeben.

Die bekanntesten Süchte

  • Alkoholismus / Alkoholabhängigkeit: Etwa 1,3 bis 2,5 Millionen Menschen sind in Deutschland alkoholabhängig. Der Schaden beläuft sich auf 20 Milliarden Euro pro Jahr.
  • Nikotinsucht: Etwa 20% bis 30% der Deutschen sind Raucher. „“Etwa 111.000 sterben jedes Jahr an den Folgen (43.000 allein durch Krebs).““ (“Sucht – Lexikon der Psychologie | Psychomeda”) (“Sucht – Lexikon der Psychologie | Psychomeda”) Mehr zur Raucherentwöhnung.
  • Medikamentensucht: In Deutschland sind ca. 1,5 Millionen betroffen (vor allem Benzodiazepinen).
  • Glückspiel: Zwischen 100.000 und 300.000 Menschen in Deutschland sind abhängig von Glücksspielen. Der jährliche Umsatz mit Glücksspielen beläuft sich auf 27 MRD EUR jährlich. (“Sucht – Lexikon der Psychologie | Psychomeda”) (“Sucht – Lexikon der Psychologie | Psychomeda”)
  • Internetsucht: Durch die große Verbreitung von Smartphone sind auch immer mehr Kinder und Jugendliche betroffen. Viele verbringen mehr Zeit in sozialen Netzen als mit echten Freunden und müssen ständig kontrollieren, ob sie neue private Nachrichten erhalten haben.Quelle: ​ (https://www.psychomeda.de/lexikon/sucht.html)​

Informationen zu Beratung und Behandlung, Hilfen zum Ausstieg:

Drogen und Sucht – saarland.de

Sucht und Drogen | BMG (bundesgesundheitsministerium.de)

Thieme E-Journals – PiD – Psychotherapie im Dialog / Abstract (thieme-connect.com)

Raucherentwöhnung: Nichtraucher werden für ein rauchfreies Leben | AOK

Kurse zur Suchtprävention und -behandlung | AOK/a>
Institut Suchtprävention: Wasserpfeife (praevention.at)

Sucht und Drogen | BMG (bundesgesundheitsministerium.de)

Was ist Sucht? – Drogenberatung Wuppertal (drobs-wtal.de)

Quellen:

Suchterkrankung (stoffgebunden) » (neurologen-und-psychiater-im-netz.org)

Sucht – Lexikon der Psychologie | Psychomeda

Thieme E-Journals – PiD – Psychotherapie im Dialog / Abstract (thieme-connect.com)

Beratungsstelle für Drogenprobleme 



i Verwendete Literatur: Stangl, W. (2024, 4. September). Sucht. Online-Lexikon für Psychologie & Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/632/sucht.
ii Quelle: www.caritas.de
iii Suchterkrankung (stoffgebunden) » (neurologen-und-psychiater-im-netz.org)
iv Störung der Impulskontrolle – Wikipedia
v Sucht – Lexikon der Psychologie | Psychomeda
vi Was ist Sucht? – Drogenberatung Wuppertal (drobs-wtal.de)

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