Veröffentlicht am 24. Juli 2025

Unsichtbare Pflegearbeit: Die psychische Belastung von Familienangehörigen

Viele Menschen denken bei Pflege vor allem an professionelle Pflegekräfte in Krankenhäusern oder Altenheimen. Doch ein großer Teil der Pflegearbeit wird im Verborgenen von Familienangehörigen geleistet.

Diese „unsichtbaren“ Pflegekräfte übernehmen tagtäglich verantwortungsvolle Aufgaben – oft mit wenig Unterstützung und großer psychischer Belastung. In diesem Artikel beleuchten wir, welche Herausforderungen Angehörige bei der Pflege bewältigen müssen und warum ihre Arbeit als stille Helden der Pflege mehr Anerkennung und Unterstützung verdient.

Belastungen der Angehörigenpflege

Die Pflege von Familienmitgliedern kann eine enorme psychische Belastung darstellen. Angehörige sind oft rund um die Uhr gefordert, kümmern sich um Körperpflege, medizinische Versorgung und emotionalen Beistand und wollen den geliebten Menschen so lange wie möglich selbst versorgen. Diese dauerhafte Verantwortung führt häufig zu Stress und Überforderung.
Mehr als ein Drittel der Berufstätigen müssen ihren Job aufgeben oder ihre Tätigkeit stark einschränken. Dazu kommt, dass sich viele isoliert fühlen, da sie durch die Pflege wenig Zeit für soziale Kontakte oder eigene Hobbys haben.

Das führt dazu, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse hintenanstellen und sich immer weiter verausgaben. Emotionale Herausforderungen kommen hinzu: Schuldgefühle, wenn man das Gefühl hat, nicht genug zu tun, Angst vor der Zukunft und Trauer über den Zustand des geliebten Menschen. Ohne ausreichende Unterstützung können diese Belastungen zu ernsthaften psychischen Problemen wie Burnout oder Depressionen führen. Außerdem können existenzielle Sorgen dazukommen, wenn sich Job und Pflege nicht mehr vereinbaren lassen, wird es meist finanziell eng.

Unterstützung und Hilfsangebote für pflegende Angehörige

Trotz der großen Belastung zögern viele Angehörige, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Oft herrscht auch Unwissenheit darüber, welche Angebote es gibt und wie man sie anfragt.

Hier sind einige hilfreiche Links:

Gesellschaft und Politik

Gesellschaftlich braucht es mehr Sensibilisierung für die Situation der Angehörigen und die Anerkennung der unsichtbaren Pflegearbeit von Angehörigen ist der erste Schritt, um ihnen wirklich zu helfen. Ein nahegelegenes Beratungs- und Unterstützungsnetzwerk, dass einfach erreichbar und zugänglich ist, auch Selbsthilfegruppen, bei Bedarf psychologische Beratung und niedrigschwellige Hilfsangebote können Betroffenen helfen, mit der Belastung besser umzugehen und sich unterstützt zu fühlen.

Neben dem Angebot von vollstationären Heimplätzen, sind Entlastungsangebote wie Kurzzeit- oder Tagespflege wichtig, damit Angehörige auch mal Zeit für sich selbst bekommen und neue Kraft schöpfen können. Hier müssen Politik und Pflegeeinrichtungen gemeinsam dafür sorgen, dass diese Möglichkeiten flächendeckend weiter ausgebaut werden, erreichbar sind auch im ländlichen Raum, leichter zugänglich werden und bezahlbarer werden.

„Die kontinuierlich steigenden Kosten für Pflegeheimplätze in Deutschland sind vor allem auf den demografischen Wandel zurückzuführen. Im Jahr 2025 wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland voraussichtlich 5,2 Millionen betragen, allein für die Versorgung in Pflegeheimen werden laut Statistischem Bundesamt rund 850.000 vollstationäre Pflegeplätze erwartet – was einem Anstieg von etwa 7 Prozent entspricht.

Im Jahr 2025 beträgt der durchschnittliche monatliche Eigenanteil für Pflegeheimplätze in Deutschland 2.984 Euro im ersten Jahr des Heimaufenthalts. Dies stellt einen Anstieg von etwa 297 Euro gegenüber dem Vorjahr dar (2.687 Euro). Die tatsächlichen Kosten variieren je nach Bundesland. Im Saarland sind es aktuell 3.671 Euro“.​ https://www.sparkasse.de/pk/ratgeber/familie/eltern-und-kinder/pflegeheim-kosten.html

Die Pflege durch Angehörige ist ein oft unterschätzter Bestandteil unseres Gesundheitssystems! Denn der größte Teil der Pflege in Deutschland wird von Angehörigen übernommen. Laut dem statistischen Bundesamt werden rund vier von fünf Pflegebedürftigen in Deutschland zu Hause versorgt. Meist erfolgt die Pflege durch pflegende Angehörige​ (https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Pflege/_inhalt.html)​. Sie findet meist im privaten Umfeld statt und bleibt damit für viele unsichtbar – sowohl gesellschaftlich als auch politisch. Allerdings wäre das Pflegesystem ohne diese Unterstützung überfordert, da die professionelle Pflege die Versorgungslücke nicht annähernd schließen könnte.

Ohne pflegende Angehörige könnte man die Versorgung von Millionen Menschen weder strukturell noch finanziell, aufrechterhalten. Deshalb braucht es eine stärkere gesellschaftliche und politische Anerkennung ihrer Leistung. Um die Situation nachhaltig zu verbessern, braucht es außerdem mehr Aufklärung, einen besseren Zugang zu Unterstützungsangeboten und eine Förderung von Entlastungsmaßnahmen und Hilfsangeboten – insbesondere im ländlichen Raum.
Nur wenn pflegende Angehörige angemessen unterstützt werden, kann die häusliche Pflege auch langfristig funktionieren.


Quellen:

Psychische Belastungen und Gesundheitsrisiken

Deutschlandfunk+2Süddeutsche.de+2Pharmazeutische Zeitung+2

Häusliche Pflege: Hunderttausende müssen für Angehörigen-Pflege ihren Job aufgeben

Pflege-Portal

Gesundheitsportal

Studie der Universität Witten/Herdecke (2019): Wikipedia

Mehr Pflegebedürftige – Statistisches Bundesamt

Süddeutsche.de+1Pharmazeutische Zeitung+1Pharmazeutische Zeitung+1Süddeutsche.de+1

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Gesundheitsportal

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