Veröffentlicht am 9. Februar 2024

„Alleeh Hopp“, „Helau und Alaaf“- die närrische Zeit im Rettungsdienst!

„Faasend“- wie wir im Saarland sagen, ist immer eine sehr anstrengende Zeit für alle, die in der Notfallrettung arbeiten. Bereits im Vorfeld rüsten sich die Polizei, die Einsatzleitstellen, Notdienste, Kliniken und Krankenhäuser sowie die Feuerwehr für stark erhöhtes Einsatzaufkommen. Die närrische Zeit ist für die Beschäftigten in diesen Bereichen meist nicht so lustig…

Notfallrettung im „bunten Treiben“

Die Straßen und die Menschen sind während der Fastnachts-Umzüge im Ausnahmezustand! Viele „Narren“ sind betrunken, behindern bewusst oder unbewusst Rettungseinsätze. Es herrscht vielerorts absolutes Chaos, so dass die Notfallretter oftmals Probleme haben, zur eigentlichen Einsatzstelle durchzukommen, bzw. die in Not geratenen überhaupt zu finden.

Ausnahmezustand in den Ambulanzen

Kommen die verletzen „Faasebootze“ zur Notfallversorgung in die Ambulanz, sind die Reaktionen der „Verunglückten“ unterschiedlich. Je nach Verfassung und Alkoholpegel bleiben die einen ruhig und freundlich, andere wiederum schreien und werden übergriffig. Das Notfallteam muss in der Tat viel Feingefühl und gute Nerven haben. Meist gehen die Einsätze, Gott sei Dank, glimpflich ab. Kleinere Verletzungen, Schnitte, blutenden Nasen, Verstauchungen, Schürfwunden, kleinere Stürze sind an der Tagesordnung. Aber es gibt natürlich auch schwerere Verletzungen, die so manchen „Narren“ direkt von der „Faasendveranstaltung“ in den OP führen und für eine längere Zeit außer Gefecht setzen.

Alkoholvergiftung, Ohnmachtsanfälle, Drogen- Intensivstation!

Viele Patienten sind richtig betrunken, können ihren Körper nicht mehr kontrollieren, können nicht mehr stehen, schwanken, stolpern, stürzen, erbrechen sich, der Kreislauf macht schlapp und sie fallen in Ohnmacht. Auslöser: in den meisten Fällen, zu viel Alkohol, was mitunter, besonders bei Jüngeren schnell zu einer Alkoholvergiftung führen kann. „Von einer Alkoholvergiftung spricht man immer dann, wenn die Hirnfunktionen durch Ethanol massiv eingeschränkt werden.

Die Vergiftung verläuft in vier unterschiedlichen Stadien:

  • Exzitation i
  • Hypnose ii
  • Narkose iii
  • Asphyxie iv

Ausschlaggebend für das jeweilige Stadium ist die Höhe der Blutalkoholkonzentration, die in Promille angegeben wird. Eine schwere Intoxikation erfordert schnellstmögliche Hilfe und einen Aufenthalt auf der Intensivstation (. „Alkoholvergiftung: Anzeichen)

„Fachärzte wissen aus Erfahrung, dass ein Blutspiegel von 2,7 Promille Alkohol für den Patienten fatal enden kann. Dann ist es aus mit Party und Feiern, und zwar für immer!“ (Alkoholvergiftung)

Was leider immer häufiger an den „tollen Tagen“ vorkommt sind Drogenintoxikationen. Vor allem bei Jugendlichen! Die Rede ist von sogenannten „Vergewaltigungsdrogen“, auch „Date-Rape-Drogen oder Roofies“ genannt. Die Substanz der Droge ist flüssig und kann ganz unauffällig in Getränke gemixt werden. Da die Droge keinen Geruch oder Geschmack hat, ist es für die betroffene Person fast unmöglich, sie in einem Getränk zu bemerken. Sie ist in Alkohol besonders gefährlich, da man sehr schnell in einen schlechten, bzw. bedrohlichen Zustand kommen kann. Zunächst denken die Betroffenen noch, sie hätten einfach zu viel getrunken, oder haben einfach Probleme mit dem Kreislauf, weil so viele

Menschen so dicht beieinanderstehen. Sanitäter oder Rettungskräfte werden meist erst verständigt, wenn die Betroffenen in einem wirklich schlechten Zustand sind.

Wie kann man sich vor K.-o.-Tropfen und anderen Drogen schützen?

Die Angst davor ist groß und durchaus berechtigt! Schützen kann man sich am besten, indem man das Glas niemals aus den Augen lässt oder jemand anders „zum Aufpassen“, überlässt.

Und vor allem:

keine Getränke von Fremden annehmen! Haben bekannte Getränke eine komische Geschmacksnuance, oder schmecken ungewöhnlich nach Seife oder bitter, auf keinen Fall weitertrinken und direkt der Person, die Sie begleitet Bescheid geben, dass was mit dem Getränk nicht in Ordnung war! „Das Wichtigste ist, dafür zu sorgen, dass man nicht alleine ist, wenden sie sich an Sanitäterinnen und Sanitäter oder die Polizei. Im akuten Notfall natürlich immer den Rettungsdienst oder die Polizei rufen, falls diese vor Ort nicht in der Nähe sind.

Betunkene „Faasebootze“ sind leider oft respektlos ☹

„Ich bin da, um zu helfen. Alles, was ich verlange, ist, dabei nicht angeschrien oder aggressiv angemacht zu werden“. (https://www.vice.com/de/article/evmx74/kranker-scheiss-aus-dem-leben-eines-karneval-sanitaters)

Es kommt immer wieder vor, dass Menschen respektlos und anmaßend gegenüber den Einsatzkräften sind. Körperliche und verbale Attacken, sowie tätliche Angriffe oder massive Gewalt gegen die Einsatzkräfte oder das Beschädigen von Einsatzwagen ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Laut einer Statistik des Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) wurden im Jahr 2022, gemessen an der Einwohnerzahl der Bundesländer, in Berlin, in Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland die meisten Einsatzkräfte angegriffen. Das ist perfide und nicht hinnehmbar!

Zu Fasching möchten wir mit diesem Beitrag an ALLE appellieren, sich bewusst zu machen, was die Einsatzkräfte an diesen „tollen Tagen“ für uns alle leisten! Rettungskräfte, Polizeibeamte und Feuerwehrleute geben rund um die Uhr ihr Bestes um die „Narren“ sicher und im Notfall gut medizinisch versorgt, durch das Faschingstreiben zu bringen. Sie helfen im Notfall, sie bergen die Patienten, sie retten Leben. Sie alle verdienen Respekt und Unterstützung! Manchmal zählt jede Sekunde! Unterstützen sie mit Ihrem Verhalten die Einsatzkräfte!

Notfälle können jederzeit jeden treffen- auch SIE.

„Alleh Hopp“ und viele Grüße aus dem Referat Pflege.

 


Quellen:

Kranker Scheiß aus dem Leben eines Karneval-Sanitäters (vice.com)

K.-o.-Tropfen: So kannst du dich schützen (malteser.de)

Alkoholvergiftung, Vier Stadien, Erste Hilfe, Kopfschmerzen, Erinnerungslücken, Promille, Exzitation, Hypnose, Narkose, Asphyxie, tödlich, Notruf 144 (alk-info.com)

Medienbericht: Attacken auf fast 80.000 Einsatzkräfte in 2022 | tagesschau.de

 

Worterklärung:

i Exzitation (bis zwei Promille Blutalkohol). Die Anzeichen dafür sind Redseligkeit, leichtes Lallen, eine verlängerte Reaktionszeit – was besonders beim Autofahren gefährlich sein kann – gerötete Augen und ein leicht schwankender Gang.

ii Hypnose (2 bis 2,5 Promille). Im zweiten Stadium verstärken sich die Wirkungen. Es kommt zu schweren Sprach- und Koordinationsstörungen, die Muskeln sind schlaff, der Betrunkene ist müde, schläft immer wieder ein, ist jedoch leicht aufweckbar. Die Stimmung, die anfangs heiter war, kann nun in Aggression umschlagen, das Erinnerungsvermögen ist beeinträchtigt.

iii Narkose (2,5 bis 4 Promille. In diesem Zustand tritt meist eine Bewusstlosigkeit ein, der Patient reagiert nicht mehr auf Schmerzreize, er spürt also nicht mehr, ob er sich zum Beispiel bei einem Sturz verletzt hat. Es kann auch zu unkontrollierten Harn- oder Stuhlabgang kommen. Sehr oft befindet sich der Patient in einem Schockzustand.

iv Asphyxie (mehr als 4 Promille). Anzeichen dafür sind weite, lichtstarre Pupillen. Die Schutzreflexe sind nicht mehr vorhanden, die Atmung ist so beeinträchtigt, dass es zu einem Atemstillstand kommen kann. Der Tod kann aber auch durch eine extreme Abkühlung des Körpers eintreten. Ein exzessiv hoher Alkoholkonsum kann auch zu einer lebensgefährlichen Nierenvergiftung führen, was aber eher selten vorkommt.

 

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