Veröffentlicht am 8. Januar 2021

Arbeiten auf einer Intensivstation

Insgesamt ist die Ausstattung der Intensivstationen in deutschen Krankenhäusern im Vergleich zu anderen Ländern recht gut. Sorgen über die Kapazitäten der Intensivversorgung musste man sich bis vor kurzem nicht zu machen, jedoch schwinden diese so langsam.

Werden elektive Leistungen nicht zurückgefahren, wird es schwierig, die intensivmedizinischen Betten zu betreiben, da gerade in diesem Bereich, von einem Fachkräfteengpass ausgegangen werden muss. Es gibt aktuell keine validen Zahlen zur pflegerischen Personalausstattung auf Intensivstationen, da sie im Rahmen der amtlichen Krankenhausstatistik nicht gesondert aufgeführt werden. Aber der Personalmangel, gerade in diesem Bereich ist längst bekannt – und das nicht erst seit Corona!
Bedingt durch Personalengpässe müssen seit Jahren immer wieder Betten in den Leitstellen abgemeldet werden.

Was ist anders an der Arbeit auf einer Intensivstation?

Die Arbeitsbedingungen auf einer Intensivstation unterscheiden sich erheblich von den Arbeitsbedingungen auf einer peripheren Station.

Auf einer Intensivstation stellt das eigens dafür ausgebildete Fachpersonal die Versorgung von Menschen sicher, die akut lebensbedrohlich erkrankt sind. Das Personal wird täglich mit schwersten Krankheitsbildern, maximalem Leid, Krisen und Tod konfrontiert und die physische sowie psychische Belastung ist enorm. Das Level der Verantwortung, die die Pflegekräfte hier übernehmen ist extrem hoch und die Personaldecke sehr dünn. Die Frage danach, ob bei kritischen Zwischenfällen unter Umständen die personelle Ausstattung über Leben oder Tod des Patienten entscheidet, muss je nach Lage mittlerweile gestellt werden. Besonders hoch ist die Belastung inmitten der Corona-Pandemie. Täglich arbeiten Pflegekräfte am Limit und weit darüber hinaus.

Aber wie sind die Arbeits- und Pflegebedingungen auf einer Intensivstation eigentlich insgesamt?

Wir haben uns das mal genauer angeschaut…

Das deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. Köln, Deutschland (DIP) hat im Jahr 2017 eine Studie veröffentlicht, die sich auf Aspekte der Arbeitssituation, der Personalbesetzung, der Berufs- und Arbeitszufriedenheit sowie Patientenversorgung bezieht.
Aus der Studie, an der sich rund 2000 Intensivpflegekräfte beteiligten, geht hervor, dass die Schichtbesetzungen in Deutschland überwiegend oberhalb einer 1:2 Betreuungsrelation liegen.
Bei Befragungen gaben die Pflegenden an, dass im Frühdienst immer ausreichend examiniertes Personal zur Verfügung steht, um eine sichere Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Bei Befragung zu den Spät- und Nachtdiensten gehen die Einschätzungen auseinander. Hier verschlechtert sich die Relation teilweise auf ein Verhältnis von 1:4 und Stationen müssen teilweise von den Rettungsleitstellen abgemeldet werden. Bei der Frage wie oft es innerhalb 4 Wochen zu kritischen Zwischenfällen gekommen ist, steht die Häufigkeit der Nennung von der Anzahl der Zwischenfälle erkennbar in einem Zusammenhang mit der Personalausstattung.

Die Ergebnisse der Arbeitssituation haben verdeutlicht, dass bei Personalknappheit die geplanten Ruhezeiten nicht eingehalten werden können. Bei Fragen zu Belastungsindikatoren und Patientensicherheit war ersichtlich, dass Pausen oft nicht störungsfrei eingehalten werden, bzw. nicht außerhalb der Station verbracht werden. Dienstübernahmen, Einspringen an freien Tagen oder Wochenenden sei mehr die Regel als die Ausnahme, denn ein Springerpool besteht nicht überall. Der Durchschnittswert der Überstunden innerhalb 4 Wochen beträgt im Durchschnitt 12 Stunden. Es kann davon ausgegangen werden, dass die nicht hinreichende Personalbesetzung Auswirkungen auf die Patientensicherheit hat.

Bei den Ergebnissen zur Arbeitszufriedenheit kann man insgesamt sagen, dass die Jobmotivation hoch ist. Die meisten Pflegekräfte sind mit ihrer Berufswahl und ihren Arbeitsinhalten zufrieden. Unzufriedenheit herrscht eher über die unzureichenden Versorgungsmöglichkeiten der Patienten hinsichtlich der konkreten Betreuungsrelation. Viele gaben an, die Patienten nicht so versorgen zu können, wie sie es sich vorgenommen hatten. Die Identifizierung mit dem Beruf ist zwar insgesamt hoch, allerdings ist der Anteil derer, die überlegen aus dem Beruf auszusteigen oder intern zu einem anderen Bereich zu wechseln, doch deutlich zu beachten. Eine Situation, die weder für das Personal noch für die Patienten zufriedenstellend ist.

Fazit:
Die Situation der Intensivpflegenden ist unbedingt kritisch zu bewerten. Man hat festgestellt, dass sich die Schichtsituation auf den Intensivstationen seit 2012 nicht wesentlich verbessert hat und deutlich unter der durch die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) empfohlene Ausstattung liegt- und das sieben Jahre, nachdem die Empfehlung veröffentlicht wurde!

In den Krankenhäusern muss dringend in diesem Bereich nachgesteuert werden, um langfristig die Arbeits- und Berufszufriedenheit zu steigern und Personalengpässe in Zukunft zu verringern. Denn hier muss permanent Patientenversorgung permanent auf hohem Niveau gewährleistet werden. Die Covid-19-Lage hat die Situation nun zusätzlich verschärft.

In einem Interview, dass auf den aktuellen Daten zur Bettenbelegung in Deutschland vom 24.12.2020 des DIVI basiert, wird über den aktuellen Stand auf den Intensivstationen sowie mögliche Veränderungen durch den verfügbaren Impfstoff diskutiert.
Interview: Aktuelle Situation auf den Intensivstationen: Gespräch zw. Präsident der DIVI und Präsident der DGIIN


Quellen:

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