Veröffentlicht am 11. Dezember 2020

Bräuche und Rituale in der Advents- & Weihnachtszeit in Pflegeeinrichtungen

Die Advents- und Weihnachtszeit ist eine ganz besondere Zeit für alte und kranke Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben. Sie verbinden viele Erinnerungen an diese Zeit, die Geborgenheit und Wärme entstehen lassen. Altbekannte Rituale zu Weihnachten, vertraute Bräuche und Traditionen wecken die Sinne und sprechen besonders Bewohner*innen mit Demenz an. Erinnerungen aus einer längst vergangenen Zeit werden wach, aktive Erinnerungsarbeit wird betrieben und die sonst oft unruhigen Menschen meist positiver gestimmt.

Wenn die Vorweihnachtszeit beginnt, werden die Flure und Wohnbereiche festlich geschmückt, kleine Gestecke und Adventskränze, Orangen mit Nelken, Tannengrün und Kerzen sorgen für den typischen Weihnachtsduft im Haus. An den Winter-Nachmittagen wird oft gebastelt, gesungen und gemeinsam im Rahmen der Beschäftigungsmöglichkeiten gebacken.
Gerade das Singen von Weihnachtsliedern verbindet die Bewohner*innen zu dieser Zeit und verändert die Atmosphäre. Alte und demenziell erkrankte Menschen können meist fehlerfrei Weihnachtslieder singen. Die Erinnerung ist so fest verankert, hatte das Singen doch früher einen hohen Stellenwert, besonders in der Nachkriegszeit.

Gerade für diese Generation ist Weihnachten etwas ganz Besonderes

Viele Bewohner*innen erinnern sich sehr gut an diese Zeit. Vieles lag damals in Trümmern, Häuser waren zerbombt, Familien waren noch nicht wieder vereint, geliebte Menschen vermisst oder gar tot, dass Essen war knapp und es gab nicht genug Heizmaterial. Der Mangel an Gütern war groß. Es wurde getauscht und gehamstert. Viele Menschen mussten in sogenannten „Nissenhütten“ untergebracht werden, das waren Notunterkünfte für die, die alles verloren hatten. Folglich war man froh und dankbar, wenn man an Heiligabend eine warme Stube und etwas zu Essen hatte. Es fehlte an Allem und dennoch konnten die Menschen in dieser Zeit ein stimmungsvolles Weihnachten mit ihren Familien und Nachbarn verbringen. Es wurde gemeinsam gebastelt, gebacken und gekocht. Zutaten wurden getauscht oder zusammengetragen. An den Weihnachtsbäumen hingen selbst gebastelte Strohsterne, Sterne aus Stanniolpapier und bemalten Tannenzapfen. Wer keinen Baum hatte stellte eine Kerze auf. Besondere Geschenke gab es nicht. Alle Kinder bekamen das gleiche. Geschenkt wurden Äpfel, Kekse, selbstgenähte Kleidungsstücke und Schuhe. Manchmal hatte man auch Glück und der Vater konnte Essbares gegen ein Holzspielzeug oder eine Puppe tauschen.

Trotz der wenigen Geschenke und der Armut waren die Kinder am Weihnachtsabend aufgeregt und fröhlich. Bei manchen kehrte sogar der Weihnachtsmann ein. Gemeinsames Essen, geselliges Beisammensein spendetet den Menschen in dieser Zeit Trost und Hoffnung. Das Weihnachtsfest war trotz der Armut und den „Nachkriegswunden“ für viele ein frohes Fest.
Alte Weihnachtslieder wie „Oh du fröhliche“ und „Stille Nacht, Heilige Nacht“, basteln und gemeinsame Aktivitäten wecken die Erinnerung an diese Zeit und vermitteln ganz besonders dementen Menschen meist ein wohliges Gemeinschaftsgefühl. Eine friedvolle wärmende Atmosphäre entsteht und versetzt die Menschen in Weihnachtsstimmung.

In den Zeiten von Corona eine besondere Herausforderung, Menschen in Pflegeinrichtungen ein angemessenes Weihnachtsfest zu bieten. Wer in der Altenpflege arbeitet weiß, wie wichtig diese Zeit für die Bewohner*innen ist – gerade wenn man die Angehörigen nicht wie gewohnt treffen und das Fest zusammen verbringen kann. Trotz erschwerten Bedingungen bemühen sich die Beschäftigten der Pflegeinrichtungen, Weihnachten für die Heimbewohner*innen festlich und liebevoll zu gestalten. Diese Aufgabe hat einen hohen emotionalen Stellenwert und trägt ein essentielles Stück gegen die Vereinsamung der alten Menschen bei.

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