Veröffentlicht am 28. Oktober 2022

Das Burnout-Syndrom

Der Begriff „Burnout“ beschreibt einen Zustand nach chronischer Überlastung mit mangelnder Gratifikation und sozialer Unterstützung durch Vorgesetzte, das „System“ und/oder Kolleg-innen.  Bei analytischen Fragebogenuntersuchungen konnte man überwiegend die Trias von „emotionaler Erschöpfung“, Depersonalisation“ und „Leistungsmangel“ erkennen.¹
„Burnout“ wurde erstmals im Jahre 1974 von dem amerikanischen Psychotherapeuten Herbert J. Freudenberger beschrieben und damals als Problem von in Sozialberufen tätigen Menschen angesehen.²

 

Symptome

Das Haupt- Symptom des Burnout-Syndroms ist ein Zustand hochgradiger Erschöpfung.³

Es bezeichnet die Situation und das Befinden der Menschen, die sich im Kontext nicht zu bewältigender und/oder als kränkend erlebter vornehmlich beruflicher Belastungen psychisch bzw. psychosomatisch unter Druck erleben.⁴

Dazu kommen zahlreiche körperliche Symptome wie zum Beispiel Unruhe, Schlaflosigkeit, vermehrtes Schwitzen, Tinnitus, Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Zahnbeschwerden, nächtlichem Zähneknirschen, Verspannung der Kaumuskulatur sowie Mundschleimhautveränderungen, Muskelschmerzen, Herzrasen, Herzstolpern, Atembeschwerden, u.a. Engegefühl, Druckgefühl, Magen-Darm-Beschwerden, u.a. Übelkeit, Völlegefühl, Durchfall, Verstopfung, Schmerzen, Reizmagen, Reizdarm, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen,  bei Frauen  Unterleibsbeschwerden und Zyklusstörungen, und auch sexuelle Probleme können bei Frau oder Mann, auftreten.⁵
Des Weiteren treten psychische Symptome ein.  Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, der existenziellen Verzweiflung und Sinnlosigkeit, Trauer, Wut und Aggressionen, Schuldgefühle sowie Melancholie. Infolgedessen finden unter anderem auch Veränderungen in Verhaltensweisen oder den persönlichen Einstellungen statt, die unterschiedlich stark ausgeprägt sind, statt. Einige Beispiele sind hier:  Verlust der Freudfähigkeit, Lebensüberdruss, bis hin zu Suizidgedanken und Handlungen, bei einer beginnenden Stressdepression.⁶ ⁷

Das Burnoutsyndrom kann als Sonderform oder Vorstufe der Stressdepression bezeichnet werden.⁸

 

Auslöser

„Chronischer Stress kann die Entwicklung eines Burnouts und in der Folge einer Stressdepression begünstigen“.⁹

Ein Burnout-Syndrom entwickelt sich über Monate oder Jahre hinweg und hat meistens mehrere Ursachen, die man nicht immer deutlich identifizieren kann.  Oft besteht jahrelanger Stress und/oder chronische Überlastung.  Aber das allein reicht in der Regel nicht aus, um ein Burnoutsyndrom auszulösen. Hier haben auch die Gene ein Wörtchen mitzureden. Wer erkrankt und wer nicht, kann scheinbar auch auf genetischer Ebene festgemacht werden.  Hier kann man allerdings davon ausgehen, dass mehrere Erbfaktoren eine Rolle spielen. Im Jahr 2012 wies die Arbeitsgruppe von Pia Svedberg vom Karolinska-Institut in Stockholm in einer Zwillingsstudie mit über 20 000 Teilnehmern nach, dass auch Burnout eine erbliche Komponente besitzt. ¹⁰ ¹¹

Es gibt also eine „Erbliche Veranlagung“.


Zitation: „Dieses Risiko steigt mit dem Verwandtschaftsgrad: Geschwister und Kinder (Verwandte ersten Grades) werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 –20% selbst krank. Dies bedeutet, aber gleichzeitig, dass die Wahrscheinlichkeit, gesund zu bleiben, deutlich höher ist (80–90%). Somit wird nicht die Erkrankung selbst vererbt, sondern das erhöhte Risiko, auf Belastungen mit einer Depression zu reagieren.“¹²

 

Krankenpflege ist ein stressiger Beruf. 

Vor allem in Pflegeberufen steht Arbeitszufriedenheit und Burnout in Zusammenhang. Bereits im Jahr 1987 hat Schwester Nuala Dolan* in einer Studie diese Therese bestätigt.¹³ Die körperliche und Psychische Arbeitsbelastung hat besonders in den letzten drei Jahren massiv zugenommen. Mehr denn je erkranken Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Pflege an dem Burnout-Syndrom. Das kann vor allem jetzt, in den Zeiten der Corona-Pandemie, zu vermehrten Fehlzeiten, erhöhter Fluktuation, oder zur völligen Arbeitsunfähigkeit oder zum Berufsausstieg, führen, was Kliniken sowie Gesundheitseinrichtungen perspektivisch vor erhebliche Probleme stellen wird. Deshalb sollten gezielte Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von Burnout im Rahmen eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) angeboten werden.

 

Maßnahmen/Prävention

In der Therapie des Burnout-Syndroms ist es wichtig, subjektiv empfundene Stressfaktoren zu identifizieren und neue Bewältigungsstrategien zu erlernen.¹⁴

Nach Professors Richard S. Lazarus¹⁵ gibt es drei Hauptstrategien zur Stressreduktion am Arbeitsplatz.

1. Die Arbeitsbedingungen so zu verändern, dass sie entweder weniger belastend oder weniger kontraproduktiv für eine effektive Bewältigung sind.

  1. Denjenigen zu helfen, die Schwierigkeiten haben, sich an Bedingungen anzupassen, die unmöglich oder schwer zu ändern sind, um effektiver damit umzugehen.
  2. Die individuellen oder Gruppenbeziehungen mit dem Arbeitsumfeld identifizieren, die stressig sind, und versuchen, sie für das Individuum oder die Gruppe auf der Grundlage relationaler Erkenntnisse zu ändern. Emotionsfokussierte Bewältigung besteht aus Bemühungen, die emotionale Belastung durch Schaden oder Bedrohung zu regulieren.¹⁶

Was genau eine Stressdepression ist und welche weiteren Präventionsmaßnahmen, Strategien, Tipps und Seminare es gibt, verraten wir Ihnen, liebe Leserinnen und liebe Leser, in unserem nächsten Blogbeitrag.

 

Bis dahin,
viele Grüße aus dem Referat Pflege!

 

Anmerkung:
Burnout wird als „Berufskrankheit“ diskutiert, jedoch gibt es noch keine anerkannte wissenschaftliche Diagnose des international geltenden Klassifikationssystems psychischer Erkrankungen.¹⁷

 

 *Schwester Nuala Dolan RPN RON RNT BA ModJournal of Advanced NursingBand 12, Ausgabe 1, Erstveröffentlichung: Januar 1987

 

Quellen:

¹ Brinkmann, Angewandte Gesundheitspsychologie, 2. aktualisierte Auflage, 2021, S.483, Buch, Fachbuch, 978-3-86894-392-4.

² Burnout-Syndrom » (neurologen-und-psychiater-im-netz.org)

³ UKGM Gießen/Marburg – Burnout

Burnout-Syndrom » (neurologen-und-psychiater-im-netz.org)

Burnout_BroschureA5_171024LOW.pdf (mpg.de)

Burnout_BroschureA5_171024LOW.pdf (mpg.de)

UKGM Gießen/Marburg – Burnout

⁸ Burnout_BroschureA5_171024LOW.pdf (mpg.de)

Burnout_BroschureA5_171024LOW.pdf (mpg.de)

¹⁰ SCHATTENBLICK – GENETIK/078: Burnout – Spurensuche im Erbgut (Gehirn&Geist)

¹¹ Stress: Genetik und Epigenetik von Burnout – Spektrum der Wissenschaft

¹² Burnout_BroschureA5_171024LOW.pdf (mpg.de)

¹³ Der Zusammenhang zwischen Burnout und Arbeitszufriedenheit bei Krankenschwestern – Dolan – 1987 – Journal of Advanced Nursing – Wiley Online Library

¹⁴ UKGM Gießen/Marburg – Burnout

¹⁵ Richard Lazarus (universityofcalifornia.edu)

¹⁶ Beruflicher Stress | Ein Handbuch | Rick Crandall | Taylor & Francis eB (taylorfrancis.com)

¹⁷ Burnout-Syndrom » (neurologen-und-psychiater-im-netz.org)

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