Veröffentlicht am 19. März 2021

Die Telemedizin und ihre Grenzen

Im letzten Beitrag haben wir über die Entwicklung der Telemedizin und ihre Anwendungsgebiete, sowie deren besondere Herausforderungen informiert. Im heutigen Beitrag stellen wir eine punktuelle Auflistung der Grenzen der Telemedizin und ihrer positiven sowie negativen Aspekte als Information zur Verfügung.

Was sind die Grenzen der Telemedizin?

1) Schwere, akute medizinische Notfälle, direkte Wundversorgung oder Frakturbehandlung, also
alles was direkter Behandlung bedarf, Infusionen, Injektionen, Blutabnahmen etc.

2) Bei der Diagnosestellung:  Psychosomatische Wahrnehmungen, körperlich-physikalische Untersuchungsergebnisse, Differenzial-diagnostische Weiterführung.

3) Mangel in hierzulande in vielen ländlichen Regionen immer noch an Breitbandversorgung und Internetzugang

4) Ein weiteres Problem: Aufgrund fehlender technischer Standards sind häufig unterschiedliche Geräte oder Softwaresysteme verschiedener Hersteller nicht interoperabel. Das hat zur Folge, dass beispielsweise ein Krankenhausinformationssystem nicht mit einem Radiologie-Informationssystem kommunizieren kann.

Positive Aspekte der (möglichen) Nutzung:

  • Ärzte haben mehr Handlungsspielraum
  • Patienten werden Wege- und Wartezeiten u.U. erheblich erspart
  • Flächendeckende Versorgung zu tieferen Kosten
  • Arzt ist schnell und überall erreichbar, rund um die Uhr, die meisten alltäglichen Probleme sind auf diesem Weg lösbar,
  • Chronische Erkrankungen könne stetig und besser überwacht werden (Monitoring/ permanente, in Echtzeit Übermittlung der Vitalwerte ist möglich)
  • Mütter von kleinen Kindern, Berufstätige Personen, Personen mit Behinderungen können sich von zu Hause aus telemedizinisch untersuchen lassen (z.B. in der Mittagspause am PC oder Smartphone) von überall aus, egal ob Urlaub oder Geschäftsreise
  • Ältere kranke Menschen sind nicht mehr unbedingt auf den Hausarztbesuch angewiesen und müssen wegen ihrer Erkrankung nicht vom Land in die Stadt ziehen.
  • Kosten einer telemedizinischen Konsultation liegen weit unter denjenigen einer Praxis-Konsultation
  • Für die Ärzte ist es eine ausgleichende Balance zwischen Berufs- und Arbeitsleben
  • „Gatekeeper-Funktion“ für weitere Diagnostik und Überweisung zu Spezialisten in diverse Fachbereiche
  • Patienten haben die Behandlungsdokumentation lückenlos von Anfang an auf ihrem Medium und können jederzeit darauf zugreifen, um ggf. was nachzulesen- oder nachzuhören bei Unklarheiten. Ebenso kann die gesamte Krankenakte jederzeit an weiterbehandelnde oder neu konsultierte Ärzte weitergeleitet werden, z.B. beim Einholen einer Zweitmeinung/ Überweisung
  • Akute psychologische Probleme können sofort primär jedenfalls, abgefangen werden. Lösungen und Therapievorschläge können besprochen werden
  • Regelmäßige Kontrolle der Vitalwerte engmaschig möglich
  • Video Konferenzen und Verbindungen in Notfällen oder Katastrophen, bei Einsätzen von Rettungswagen/ Notarztwagen mit den Ärzten im Krankenhaus, sowie Unmittelbare Datenübermittlung von Hausarzt zu Notarzt

Negative Aspekte der (möglichen) Nutzung:

  • Die notwendige persönliche Zuwendung, die vor allem ältere Menschen oder Kinder brauchen, bleibt vorerst auf der Strecke
  • Gefahr der Callcenter- Medizin
  • Diagnose der Symptomatik anhand von Beschreibung und Wahrnehmung des Patienten.
  • Fehlen von begleitenden therapeutischen Maßnahmen
  • Gefahr von Medikamenten/ Rezeptmissbrauch bei Konsultation mehrerer Ärzte ist erhöht
  • Datenschutzrechtliche Probleme zwischen Arzt und Patient, weitere juristische Fragestellung
  • Patienten fühlen sich überwacht
  • Lange Entwicklungszeit bis zur klinischen Routine
  • Leistungsausweitungen der Kliniken über das Leistungsspektrum hinaus
  • Spezialist im Notfall nicht vor Ort
  • Viele Ältere Patienten sind noch nicht digital angebunden
  • Umgang und Schulung im Umgang mit Medien sind dringend erforderlich; Kostenaufwand?
  • Durch den nicht persönlichen Kontakt verlieren die individuelle Beratung und Behandlung an Bedeutung

Die Telemedizin ist ein hochkomplexes Thema im pflegerischen und medizinischen Bereich. Nächste Woche ziehen wir im vierten und letzten Teil zur Telemedizin ein Fazit und setzen uns kritisch mit dem Thema auseinander.

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