Veröffentlicht am 22. April 2022

„Emergency Room“ – Arbeiten in der Notaufnahme

Auf dem Bildschirm ist die Welt in der Notaufnahme noch in Ordnung!

Kaum jemand kennt sie nicht, die Kultserie „Emergency Room- die Notaufnahme“¹ aus den USA.
Die Serie wurde von 1994 bis 2009 ausgestrahlt und ist laut eines Artikels im Stern 04/22 bis heute die beste Krankenhausserie². Die Serie spielt in einer Notaufnahme in einem Lehrkrankenhaus in Chicago. Die realitätsnahen Abhandlungen notfallmedizinischer Prozeduren, medizinischer Fachjargon und die außergewöhnlichen Notfallsituationen haben den Arbeitsalltag in einer Notaufnahme (in den USA) in dieser Serie weitgehend realistisch dargestellt. Die Mischung aus Humor, Skandal, Drama und selbstlosem Einsatz von heldenhaften Ärzten und immer professionellen Krankenschwestern³, die das System vor dem Kollaps bewahren, machte die Serie so positiv und erfolgreich. Die Arbeit in der Notaufnahme wurde idealisiert und es entstand ein regelrechter „Krankenhaushype“, eine Art Vorbildfunktion für die medizinische Ausbildung in der Notfallpflege. Die Serie erfreute sich insgesamt großer Beliebtheit, auch bei Beschäftigten in der Branche hier zu Lande.

Realer Hintergrund der Serie: die Überlastung der Notaufnahmen in den Vereinigten Staaten!

Überlastete Notaufnahmen

Auch bei uns in Deutschland kommt es zu Engpässen und Überlastungsperioden. Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ist längst chronisch, offene Stellen zu besetzen oder Personal aufzustocken ist nach wie vor eine Herausforderung für die Kliniken. Die Corona-Pandemie hat ihr Übriges getan, Pflegekräfte bleiben davon nicht verschont,- Kollegen fallen aus,- viele sind in Quarantäne, oder leiden noch immer unter den Folgen einer Corona-Infektion. Auch die Krankenhausfinanzierung durch Fallpauschalen, sowie Personalbemessung in einer Notfalleinrichtung spielen ebenfalls eine Rolle⁴.

Stationäre Aufnahme erfolgt meistens über die Ambulanz

Durch den Demografischen Wandel und die Umstrukturierungen der Kassenärztlichen Notfallversorgung steigt die Zahl der Notfallpatienten stetig an. 50 bis 60 Prozent der stationären Patienten werden über die Notaufnahme aufgenommen⁵!

Steuerung der Patientenströme und klar abgestufte Versorgungpfade

Weitgehend herrscht bei Patienten Unklarheit über die Strukturen der Notfallversorgung und die Versorgungspfade. Die Selbsteinschätzung als Not- oder Akutfall weicht oft von der professionellen Einstufung ab⁶.
Die interdisziplinären Notfallambulanzen (alle medizinischen Fachrichtungen werden behandelt) dienen der Akutversorgung im Notfall. Daneben gibt es noch Notaufnahmen, die nur unfallchirurgische, internistische oder neurologische Notfälle versorgen. Traumazentren sind ebenfalls spezielle Notaufnahmen, die mit einem Schockraum für Schwerstverletzte eingerichtet sind⁷.

Die Ambulanz als Alternative zur Arztpraxis

Die Ambulanzen wurden eigerichtet, um Menschen in Unfall- oder Notfallsituationen, rund um die Uhr, eine schnelle Versorgung zugänglich zu machen⁸ . Mittlerweile kommt es immer häufiger vor, dass die Zentrale Notaufnahme (ZNA) einer Klinik, besonders am Wochenende von Patienten beansprucht wird, die sich aus medizinischer Sicht nicht in einer „Notfallsituation“ oder einer „lebensbedrohlichen Situation“ befinden. Durch die zusätzlichen „Bagatellfälle“ sind die ZNA’s vor allem am Wochenende überlastet. Es entstehen lange Wartezeiten für alle Patienten.

Mittlerweile werden fast überall Notfallpraxen mit Haus- und Fachärzten aus der Region betrieben

„In Deutschland werden mittlerweile viele solcher Notfallpraxen von den kassenärztlichen Vereinigungen betrieben. Diesen stehen jedoch nur begrenzte diagnostische Mittel zur Verfügung, da kein Zugang zur Infrastruktur des Krankenhauses (Labor, Röntgen, etc.) besteht. Als Folge davon werden viele Patienten an die Notaufnahmen verwiesen“⁹

Alles andere als Ideal – Das Pflegepersonal und die Ärzte gehen häufig an ihre Grenzen und darüber hinaus

Egal ob Hundebiss, Coronavirus, Unfallopfer oder Herzinfarkt. Wer in der Notaufnahme arbeitet, weiß was es bedeutet, wenn zwei oder drei „Notfälle“ gleichzeitig reinkommen. Man schaltet von Null auf Hundert, um die akuten Notfälle zu versorgen, trifft in Sekundenschnelle Triage-ähnliche Entscheidungen über die schwere der Verletzungen und Dringlichkeit der Behandlung. Ist es personell knapp, dann wird es sehr schnell sehr stressig. Kommt noch ein Rettungswagen in die Notfallaufnahme, denkt niemand mehr an Pausenzeiten oder an das Dienstende. Im günstigsten Fall ist die nächste Schicht bereits eingetroffen und hilft direkt bei der Notfallversorgung mit, denn das ist alles was in diesem Moment zählt. Übergabe wird anschließend gemacht und dann hat man erst Zeit den ganzen zusätzlichen Papierkram. Überstunden, Mehrarbeit, arbeiten über die Belastungsgrenzen hinaus-nicht selten Alltag. Auch die Konfrontation mit der Gewaltbereitschaft von unzufriedenen Patienten, oder solchen, die unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen ist allgegenwärtig. Sie beschimpfen das Personal, manche werden handgreiflich, spucken, kratzen, beißen oder werfen Gegenstände. Auch wenn man auf solche Situationen in der Ausbildung vorbereitet wird, ist die Arbeit in der Notaufnahme anstrengend und kann manchmal sehr belastend sein. Da ist ein Team, auf das man sich bedingungslos verlassen kann, der Fels in der Brandung. Aber die Arbeit in der ZNA hat auch schöne Seiten! Einem Menschen in einer Notfallsituation zu helfen oder ein Menschenleben zu retten ist ein ganz besonders Gefühl. Man ist erfüllt mit tiefer Zufriedenheit und glücklich, und ein bisschen stolz. Man kann die Dankbarkeit der Patienten sehen und spüren. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl und wohl einer der Gründe, warum so viele Pflegekräfte und Ärzte ihre Arbeit mit Leidenschaft und Hingabe verrichten. Tag für Tag.

 

Viele Grüße aus dem Referat Pflege


Quellen:

¹ Emergency Room – Die Notaufnahme – Wikipedia
² Serientipp: Warum „Emergency Room“ noch immer die beste Krankenhausserie ist | STERN.de
³ USA: Notfall „Notfallmedizin“ (aerzteblatt.de)
Fachgesellschaften beziffern Pflegepersonalbedarf in Notaufnahmen (aerzteblatt.de)
Notfallmedizin in Deutschland: Ringen um Besitzstandswahrung (aerzteblatt.de)
Patientenorientierte Notfallsteuerung | SpringerLink
Sicheres Krankenhaus – Zentrale Notaufnahme (ZNA) (sicheres-krankenhaus.de)
Notaufnahmen sind überlastet: Mediziner erklärt, was sich ändern muss – FOCUS Online
Überlastete Notaufnahmen: Mögliche Lösungsansätze – sublimd – Digital Health Software

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