Veröffentlicht am 25. November 2022

Epilepsie – „Gewitter im Kopf“

„Weltweit sind zirka 5 Prozent der Bevölkerung zumindest einmal im Leben von einem epileptischen Anfall betroffen.“¹

Epilepsie- wie ein Gewitter im Kopf

Bei der Erkrankung „Epilepsie“ ist das Gehirn, oder einzelne Bereiche übermäßig aktiv und überfluten das System mit zu vielen Signalen. Dies wiederum kann einen „Epileptischen Anfall“ – „ein Gewitter im Kopf“ auslösen. Symptomatisch können bei einem Anfall unwillkürliche Bewegungsabläufe, Muskelzucken, Kribbeln, Taubheitsgefühl, Krämpfe, abnorme Sinnesempfindungen, kurze Aussetzer bis hin zur Bewusstlosigkeit und einige weitere Symptome in Erscheinung treten. Die Erkrankung kann sich in jedem Alter manifestieren und ist danach chronisch. Es gibt heutzutage Medikamente, die den Betroffenen dabei helfen können, Anfälle zu verhindern und die Lebensqualität zu erhalten. Leider helfen Medikamente aber nicht jedem: Etwa 3 von 10 Betroffenen haben weiter regelmäßig Anfälle. Für sie ist die Krankheit eine besondere Belastung.²

Man unterscheidet 2 Hauptformen epileptischer Anfälle:

1. Fokale epileptische Anfälle:
Von einem „Fokalen Anfall“ oder auch „Herd“ spricht man, wenn nur ein Teil des Gehirns betroffen ist. Bei den Betroffenen kann es zu Zuckungen und Kribbeln an unterschiedlichen Körperteilen, wie zum Beispiel im Gesicht, an Armen oder Beinen, kommen.
Absencen, auch Petit-mal-Anfälle genannt, sind die mildeste Form der generalisierten Anfälle.³ Die Anfälle sind klein und kurz, die Menschen merken nicht, dass sie einen Anfall haben. Sie bleiben kurz stehen, sind abwesend, hören auf zu sprechen oder antworten einfach nicht. Die Form betrifft häufig Klein- und Schulkinder. Sie ist bei Kindern die häufigste Form epileptischer Anfälle. Mit zunehmendem Alter werden sie immer seltener.⁴ ⁵
Nicht selten tauchen weitere Symptome auf, die sogenannte „Aura“*. Hierbei kommt es zu einem komischen Geschmack im Mund und/oder hören oder sehen von Dingen, die nicht da sind. Es kann auch passieren, dass die Betroffenen umherlaufen, seltsame Bewegungen machen, an ihrer Kleidung ziehen oder Dinge von einer Ecke in eine andere, umräumen. Sie antworten nicht bei Ansprache und sie erinnern sich im Nachhinein nicht an das, was geschehen ist. Aus einem fokalen Anfall kann sich ein „Grand-mal-Anfall“ entwickeln.

2. Generalisierte epileptische Anfälle:
Bei einem generalisierten, tonisch-klonischen Anfall, können sich ganz unterschiedliche Symptome in drei Phasen zeigen:

1. Die tonische Phase ist gekennzeichnet von Bewusstlosigkeit, Sturz, Versteifung des ganzen Körpers sowie ein kurzer Atemstillstand und weite, lichtstarre Pupillen. Hier kommt es zu einem Kontrollverlust, die Menschen fallen um, sind steif und können sich nicht mehr bewegen. Kurz danach werden die Betroffenen ohnmächtig.⁶ Insgesamt bietet sich dem Beobachter ein dramatisches Bild. Begleitend haben die Betroffenen Schaum vor dem Mund, nässen ein oder beißen sich auf die Zunge. Diese Anfallsform ist zudem gefährlich, da sich die Betroffenen, während sie in Ohnmacht fallen, schwer verletzen können.
2. In der klonischen Phase setzt die Atmung wieder ein. Zudem tritt ein grobes Zucken im Gesicht sowie an Armen/Beinen und Rumpf auf
3. In der Nachphase kehrt das Bewusstsein kehrt zurück.⁷

Des Weiteren gibt es noch eine Anfallsform, die zu den generalisierten Anfällen zählt, die „Myoklonien“. Myoklonien sind unwillkürliche Muskelzuckungen, die ganz plötzlich eintreten. Es können alle Muskelgruppen betroffen sein, oder nur die Schulter-Arm-Muskulatur. Das Bewusstsein der Betroffen ist bei dieser Form nicht gestört. Myoklonische Anfälle sind unterschiedlich stark und können in jedem Lebensalter vorkommen, beginnen aber am häufigsten in der Pubertät.⁸

Sind einzelne Anfälle länger als 5 Minuten, oder folgen schnell aufeinander, so dass der Betroffenen sich nicht erholen kann, spricht man von einem „Status epilepticus“

Status epilepticus
Vom Status epilepticus spricht man, wenn der Anfall nicht innerhalb von fünf Minuten von allein aufhört. Das ist lebensbedrohlicher Notfall! Je länger dieser Zustand dauert, desto gefährlicher wird es. Der Körper wird massiv belastet und das Gehirn wird permanent mit elektrischen Entladungen befeuert, so dass eine normale Gehirnaktivität nicht möglich ist. Die Steuerung von Atmung, Blutdruck und Temperatur könnte durchaus versagen, auch kann das Gehirn bleibende Schäden davontragen. Die Letalität und die Morbidität sind relativ hoch. Die Mediziner und Ärzte unterbrechen notfallmäßige Durchbrechung eines Status epilepticus ist hier.⁹

Aber alle Formen der Epilepsie, sowie durch die Anfälle entstandenen Beeinträchtigungen erfordern einer Diagnose und Behandlung und sollten sozialmedizinisch orientiert sein.¹⁰

Für Pflegefachkräfte ist es besonders wichtig, erste Anzeichen für einen Anfall erkennen zu können und sollten zu diesem Thema fortgebildet werden. So können sie für die größtmögliche Sicherheit für die Patienten und sich selbst sorgen.

Seit 1996 informiert die „Deutsche Epilepsievereinigung“ mit einem Aktionstag jährlich die Öffentlichkeit über Epilepsie und setzt sich für deren Interessen ein. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und in der Schweiz.¹¹ In Deutschland wurde der Tag der Epilepsie 1996 zum ersten Mal von der Deutschen Epilepsievereinigung e.V. unter Beteiligung der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie in Zusammenarbeit mit den Epilepsie-Organisationen für Fachleute und Betroffene in Heidelberg durchgeführt.¹¹

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:

Deutsche Epilepsievereinigung – Gemeinsam leben mit Epilepsie (epilepsie-vereinigung.de)

Dt. Gesellschaft für Epileptologie – Informationspool Epilepsie (dgfe.org)

 

Viele Grüße aus dem Referat Pflege!

 

*Aura: Passage­re Wahrnehmun­gen im Zu­sammenhang mit ei­nem epileptischen An­fall. Die­se sind sensi­bel (z. B. Taubheits­ge­fühl, Krib­beln), sensorisch (z. B. Geruchs- oder Ge­schmack­sau­ra), visuell, ve­getativ (epi­gastrische Au­ra) oder psychisch (Glücks-, Angst­ge­fühl, Déjà-vu-Er­lebnis). Die Aura Symptomatik kann Hin­weise auf den An­fall­sur­sprung geben. Ab­zu­grenzen ist die Au­ra [Migräne].¹³

 

Quellen:

¹ Epilepsie: Verschiedene Formen und ihre Symptome (enableme.de)
² Epilepsie | Gesundheitsinformation.de
³ Epilepsie » Generalisierte Anfälle » Kinderärzte-im-Netz
Anfallsformen – Schweizerische Epilepsie-Liga
Epi-Leichte-sprache-Brosch-LOW.pdf (epilepsie-vereinigung.de)
Grand-mal-Anfall – Ursachen, Symptome & Behandlung | MedLexi.de
Anfallsformen – Schweizerische Epilepsie-Liga
Anfallsformen – Schweizerische Epilepsie-Liga
Status epilepticus zügig behandeln und dabei nicht unterdosieren! – Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. (dgn.org)
¹⁰ Ziele der Epilepsie­behandlung – Deutsche Epilepsievereinigung Landesverband Hessen e. V. (epilepsie-sh-hessen.de)
¹¹ Tag der Epilepsie – Deutsche Epilepsievereinigung (epilepsie-vereinigung.de)
¹² Tag der Epilepsie – Wikipedia
¹³ Pschyrembel Online | Aura [epileptische Anfälle]

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