Veröffentlicht am 3. Februar 2023

Führungsstile nach Max Weber: Führen in der Pflege. Teil III

Drei Führungsstile gehen auf die drei Formen der Herrschaft von Max Weber (1864 – 1920) zurück. Sie sind überaus wichtig in historischer Sicht und prägend für das heutige Verständnis vom Führungsstil.

So auch die nachfolgenden Einteilungen von dem Soziologen in seinem 1922 veröffentlichten Buch „Wirtschaft und Gesellschaft“. Er stellt die Frage: „Warum lassen sich Menschen beherrschen?“ und unterteilt anhand der Gründe, die er sich dafür erklärt, Führung nach drei ideal-typischen Grundformen: charismatische, traditionale und bürokratische Führung (Weber, Wirtschaft, S. 159 ff.) i ,ii

Allerdings werden die Modelle von Max Weber heutzutage als tradierende und eher veraltete Führungsstile angesehen:iii

1. Autokratischer /patriarchalischer Führungsstil

„Traditionale oder patrimoniale Herrschaft beruht auf dem Alltagsglauben an die geltenden Traditionen und der Legitimität der durch sie Berufenen“.iv
Dieser Führungsstil kommt dem autoritären Führungsstil nach Kurt Lewin fast gleich. Er zeichnet sich durch eine strenge Hierarchie und Alleinherrschaft der Führungskraft aus. MitarbeiterInnen müssen Arbeitsanweisungen strikt befolgen und werden bei Entscheidungen nicht miteinbezogen. v

2. Der charismatische Führungsstil

„Charismatische Herrschaft beruht auf dem Glauben an die Heiligkeit oder Heldenkraft einer Person und der durch sie geschaffenen Ordnung“.vi
Dieser zeichnet sich durch eine starke und extrovertierte Ausstrahlung und das Charisma des Vorgesetzten aus. Bei diesem Modell sehen die MitarbeiterInnen die Führungskraft als Vorbild. Die Beziehung zwischen Führungskraft und MitarbeiterInnen basiert auf Vertrauen, obwohl die MitarbeiterInnen auch bei dieser Variante nicht bei Entscheidungen miteinbezogen werden. Allerdings haben sie das Gefühl, dass alle Entscheidungen von der Führungskraft in ihrem Sinne getroffen werden und so befolgen sie alle Anweisungen. vii

3. Der Bürokratische Führungsstil

„Bürokratische oder rationale Herrschaft beruht auf dem Glauben an die Legalität gesetzter Ordnungen (Gesetze, Regeln, Zuständigkeiten)“.viii
Der Bürokratische Führungsstil ist unabhängig von Personen, denn er basiert auf Gesetzen, Vorschriften und festen Regeln bei Arbeitsabläufen. Zudem wird er auf Zeit an eine Leitung verliehen und er ist übertragbar.

Das Konzept finden wir in ähnlicher Form bei Behörden und Verwaltungsapparaten. Weber beschreibt den Bürokratischen Führungsstil als sehr zuverlässig und gleichbleibender als die autoritäre Führung. Unter anderem weil der Führungsanspruch an eine Struktur gebunden ist und nicht an die Autorität einer einzelnen Person. „Somit sei hier eine höhere Nachhaltigkeit gegeben und Machtkonflikte beim personellen Übergang zwischen Führungspersonen werden weitestgehend ausgeschlossen.
(“Führung – eine Frage des Stils? – neWE Coaching”)“ (“Führung – eine Frage des Stils? – neWE Coaching”)ix

Aber sind diese Führungsmodelle überhaupt noch zeitgemäß?

„Der Frage hat sich eine Studie des BMAS – Bundesministeriums für Arbeit und Soziales mit der „Initiative Neue Qualität für Arbeit“ unter anderem gewidmet.

Nach der Befragung von 400 Führungskräften lautet das Ergebnis: Hierarchische Strukturen im Personalmanagement und somit eine ausnahmslos auf Autorität verlagerte Führung werden für zukünftige Führungsmodelle eher als nicht erfolgsversprechend bewertet“. (“5 Führungsstile der Zukunft – im Wandel der Gesellschaft”) x,xi

Da sich die heutige Arbeitswelt mit der des letzten Jahrhunderts kaum noch vergleichen lässt, sind diese Konzepte veraltet und passen nicht mehr zu einer zeitgemäßen „Teamarbeit“. Damals wurden Entscheidungen getroffen und die Arbeit eher verteilt. xii

Der in der Pflege meistverbreitete und beliebteste Führungsstil ist der Kooperative Führungsstil

Hier haben die MitarbeiterInnen meist das gute Gefühl, dass ihre Bedürfnisse gehört und gesehen werden. Zudem haben diese ein Mitspracherecht und können eigene Vorschläge und Ideen grundsätzlich miteinbringen.

Auch in der Pflege können Führungsstile nicht in klassischer, reiner Form praktiziert werden. Sie stellen meist, bis auf wenige Ausnahmen, Mischformen dar.

Das bedeutet, dass Führungskräfte regelmäßig begleitet, geschult und Führungsstile ständig evaluiert und situativ adaptiert werden müssen. Mit dem richtigen Führungsverhalten fühlen sich die MitarbeiterInnen motiviert und wertgeschätzt, betriebliche Abläufe können optimiert werden.
Allerdings ist ein gutes Führungsverhalten mit entsprechenden Kernkompetenzen nicht angeboren. In der Praxis werden verschiedene Rollen übertragen, ohne dass diese Rollen und deren Funktion genauer beschrieben werden. Welche konkreten Anforderungen die Einrichtung an Führungskräfte hat und welche Erwartungen die Mitarbeiter haben könnten, wissen Führungskräfte kaum. Es ist also wichtig, dass Führungskräfte sich darüber klar und bewusst sind, was Führung bedeutet, beinhaltet und dass sie immer wieder in verschiedene Rollen schlüpfen müssen. xiii

Unabhängig von allen Führungsstilen unterscheidet man acht Rollen, die Führungskräfte einnehmen:

  • 1. Faciliator
  • 2. Vermittler
  • 3. Mentor
  • 4. Produzent
  • 5. Kontrolleur
  • 6. Koordinator
  • 7. Regisseur
  • 8. Innovator

Was die Begrifflichkeiten genau bedeuten und auf was es bei einem guten Führungsverhalten noch ankommt, werden wir Ihnen in unserem nächsten Blogbeitrag vorstellen.

Viele Grüße aus dem Referat Pflege


Quellen:

Auf dieser Webseite werden Cookies eingesetzt. Nähere Informationen über die Verwendungszwecke, die Art der erhobenen Daten sowie über die Möglichkeiten der Erhebung Ihrer Daten zu widersprechen, erhalten Sie hier: Datenschutzerklärung

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen