„Generation Corona“
Die durch das Coronavirus ausgelöste Pandemie hat weltweit zu massiven Einschränkungen der Lebensverhältnisse aller Menschen geführt. Neben den negativen Berichten gibt es allerdings auch positive Berichterstattungen.
Es hat sich gezeigt, dass die plötzlichen Lockdown-Maßnahmen den Alltagsstress für einige Kinder und Familien reduzieren konnten. Diese Kinder genießen das intensive Familienleben sehr. Der soziale Druck nimmt ab. Das hat Veränderungen der Familienroutinen zur Folge. Die Symptome psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen reduzierten sich und das Wohlbefinden besserte sich. Durch die Krise hat man die Gelegenheit, moderne Lebensstressoren bei der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen neu zu betrachten.
Die meisten psychischen Erkrankungen beginnen in der Kindheit.
Früherkennung der psychischen Gesundheitsbedürfnisse ist sehr wichtig. Die Behandlung sollte parallel zu der Entwicklung des Kindes erfolgen. Frühzeitige Behandlung hat das Potential, die Prognose zu verbessern. Unterstützende Maßnahmen sollten die Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen verbessern. Ängste und Sorgen müssen/dürfen kommuniziert werden, um so die Widerstandskraft der Kinder und Jugendlichen zukünftig zu fördern. Routinen und körperliche Aktivitäten sollten nach Möglichkeit erhalten bleiben und Einsamkeit durch entsprechende Maßnahmen verringert werden. Für schutzbedürftige Kinder ist es in Zeiten von Corona besonders wichtig, dass die Kontinuität ihrer Versorgung sichergestellt ist. Für die Elternteile ist das Aneignen von Maßnahmen und Bewältigungsstrategien, zur Erlangung von Resilienz und psychischer Gesundheit unerlässlich. Sie müssen Kinder und Jugendliche gefestigt und konstant dabei unterstützen, diese schwierige Zeit zu überstehen.
Wenn Therapeuten und psychiatrische Therapie- Angebote für Kinder und Jugendliche unzugänglich sind, haben sich Telemedizinische Gesundheitsdienste als effiziente kurzfristige Hilfestellung erwiesen. Therapeutische Angebote für psychiatrisch Erkrankte können so bei erneuten Kontaktbeschränkungen besonders zu berücksichtigt und möglich gemacht werden.
Der Kontakt kann aktiv durch die einzelnen Teilnehmer gestaltet werden.
Im weiteren Sinne des biopsychosozialen Modells* nach dem amerikanischen Medizintheoretiker George L. Engel sind Bewältigungsstil, Gedankenhygiene und ein positives Mindset, sowie das soziale Umfeld wichtige Aspekte bei der Entstehung und Heilung von Krankheiten. Psychologische Faktoren und chronischer Stress spielen bei Infektionskrankheiten eine große Rolle und erhöhen die Anfälligkeit für Erkrankungen.
Der Ausbruch von COVID-19 hat neue Herausforderungen für die Erwachsenen und Kinderpsychiatrie und die psychiatrischen Dienste mit sich gebracht. Wie es speziell den Kindern ergangen ist und ob es tatsächlich so etwas wie eine Generation Corona geben könnte, wird sich erst zeigen.
* Das „Biopsychosoziale Modell von Gesundheit und Krankheit“ wurde 1977 vom amerikanischen Internisten und Psychiater George L. Engel (1913–1999) aufgestellt und gilt heute als eines der international anerkanntesten Krankheitsmodelle. Es ist zudem inhaltliche Leitidee des Modellstudienganges Humanmedizin in Augsburg. Das Bio-psycho-soziales Modell | Psychiatrie-Dienste Süd
Quellen:
Thieme E-Journals – Nervenheilkunde / Volltext (thieme-connect.com)
https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html (wetterau.de)
https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html (wetterau.de)
Mental health considerations for children & adolescents in COVID-19 Pandemic (nih.gov)