Veröffentlicht am 10. März 2023

Internationaler Weltfrauentag „Die Krankenschwester“

Die Wurzeln des Weltfrauentages liegen in der Zeit der Arbeiterinnenbewegung des späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. In dieser Zeit haben sich weltweit Frauen zusammengetan und für einen Tag stark gemacht, an dem sie für Gleichberechtigung, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen für Frauen sowie für ein Frauenwahlrecht und gegen Diskriminierung plädieren.

Clara Zetkin, Porträt auf der DDR 10 Mark 1971 Banknote
Porträt von Clara Zetkin

Am 27. August 1910, auf der zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen, schlug die deutsche Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin die Einführung eines Internationalen Frauentages vor. Daraufhin wurde im Jahr 1911, am 19. März, erstmals in vier europäischen Ländern (Dänemark, Deutschland, Österreich, Schweiz) sowie in den USA, der „Internationale Frauentag“ begangen. Mehr als eine Millionen Frauen versammelten sich an diesem ersten Internationalen Frauentag auf der Straße. In den beiden Folgenjahren schlossen sich Frauen aus Frankreich, Schweden, Niederlande und Russland an. Im Jahr 1975 machten die Vereinten Nationen den 8. März zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“. i (Quelle: DGB)

Pflege ist überwiegend weiblich

Anlässlich des „Internationalen Frauentages“ möchten wir uns bei allen Frauen bedanken, die sich täglich mit viel Engagement, Fürsorge und Liebe um Menschen innerhalb und außerhalb der Familie kümmern, die Pflege und Betreuung benötigen. Ein Dankeschön an alle Frauen, die Care- und Sorgearbeit, wie zum Beispiel Kinderbetreuung, häusliche Pflege von Kindern, Alten, Kranken, Angehörigen oder Freunden, sowie Einkaufs- und Botengänge, Putz- und Haushaltsarbeiten täglich ehrenamtlich für andere bedürftige Menschen verrichten.

Den größten Teil dieser Care- und Sorgearbeit leisten in Deutschland, laut einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung, nach wie vor Frauen. Das zeigt eine Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, des WSI-Gender-Daten-Portals, auf Basis der Zeitverwendungserhebung 2012/13 für Personen im Erwerbsalter. ii In Deutschland waren 2021 mehr als vier von fünf Pflegenden weiblich (Arbeitsagentur – pdf).

Pflegekraft mit historischer Bekleidung
Pflegekraft mit historischer Bekleidung

Pflegen kann Jeder!?

„Pflege entstand ursprünglich aus der Notwendigkeit, kranke und schwächere Mitglieder der eigenen Familie oder Gemeinschaft zu versorgen.“ (“Geschichte der Krankenpflege – Wikipedia”) Dazu gehörte die „Pflege“ von Menschen in- und außerhalb des eigenen Verwandtenkreises, in den Krankenhäusern sowie die Versorgung verwundeter Soldaten in den Kriegen und die Betreuung der Armen und Kranken während Seuchen und Hungersnöten. iii

Diese Aufgaben wurden von Anbeginn ausschließlich Frauen zugeordnet und von der Gesellschaft als Selbstverständlichkeit übertragen. Eine Frau, die in der Pflege als große Pionierin gilt und ihre Tätigkeit als Krankenschwester voller Hingabe und Leidenschaft und Inbrunst ausgeführt hat, ist Florence Nightingale.

Florence Nightingale- „The Lady with the Lamp“ (Die Dame mit der Lampe)

Florence Nightingale (1820- 1910), war eine britische Krankenschwester die sich im Krimkrieg (1853–1856) im Lazarett von Scutari ,1854 bis 1856, mit großem Engagement und sehr liebevoll um kranke und verwundete Soldaten kümmerte. Die Soldaten konnten sie spät abends von ihrem Krankenlager aus beobachten. Sie ging mit ihrer Lampe in der Hand ausgestattet, bei Dunkelheit nochmal durch das Krankenlager, um sicher zu stellen, dass Alle bestmöglich versorgt, sind für die Nacht. Die Briten gaben ihr so den Namen: „The Lady with the Lamp“.

Porträt von Florence Nightingale
Porträt von Florence Nightingale

Florence Nightingale legte im 19. Jahrhundert den Grundstein für die Professionalisierung der Pflegeausbildung und reformierte zugleich das britische Gesundheitswesen. Die durch den Krimkrieg erfahrene Krankenschwester verschriftlichte ihr Wissen, entwickelte neue Pflege- und Hygienestandards und entwickelte ein eigenes, als Nightingale´sches System bezeichnetes Ausbildungsmodell. Mit ihrem ersten Buch „Notes of Nursing“ legte sie den Grundstein für die Pflegewissenschaft. Es wurde 1859 veröffentlicht und war das erste Krankenpflege-Lehrbuchbuch, dass von einer Frau verfasst wurde. Im darauffolgenden Jahr 1860 eröffnete sie die Nightingale School of Nurses. Krankenpflege wurde so zu einem professionellen Lehrberuf.iv Für Florence Nightingale war Krankenpflege eine Kunst. Sie ging als „Lady with the Lamp“ und Nationalheldin in die Geschichte ein.

„Pflege ist eine Kunst und fordert, wenn sie Kunst werden soll, eine ebenso große Hingabe, eine ebenso große Vorbereitung, wie das Werk eines Malers oder Bildhauers.“ („Pflege ist eine Kunst“ – Caritas”) Denn was bedeutet die Arbeit an toter Leinwand oder kaltem Marmor im Vergleich zu der am lebendigen Körper, dem Tempel für den Geist Gottes?“ (Florence Nightingale)

Frauensache Pflege!?

Frauen wie Florence Nightingale oder auch Agnes Karl, eine Frauenrechtlerin und leidenschaftliche Interessenvertreterin und Reformerin der deutschen Pflege*, haben maßgeblich zu dem Bild der „Krankenschwester“ beigetragen. Sie wurden zum Ideal von Pflichtbewusstsein, Opferbereitschaft und femininer Fürsorge. Sie verkörperten Selbstlosigkeit, Aufopferung und die fürsorgende Mutterrolle ebenso wie die fromme Gottesdienerin. Sie umsorgten und pflegten die verletzten, oder sterbenden Soldaten und Opfer der Kriege, damit diese wieder in den Kampf ziehen konnten.

Die Kriegskrankenschwestern leisteten dem Vaterland einen hohen Dienst. Sie wurden nicht nur in den Lazaretten, sondern auch direkt an der Front zur Erstversorgung und Abtransport der Verwundeten eingesetzt. Dafür wurden erhielten die Frauen Demut und Anerkennung. „Die Kriegskrankenschwestern sind noch heute fester Bestandteil der kollektiven Erinnerung an den Ersten Weltkrieg“. (https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/wunden-schlagen-wunden-heilen-ist-die-losung-unserer-zeit)v Umso schwerer war und ist es für die Pflege, dieses Bild und auch das Selbstverständnis, das sich so sehr in den Köpfen der Gesellschaft und Pflegenden eingeprägt hat, wieder abzustreifen, bzw. zu transformieren.

Selbst über ein Jahrhundert später ist das noch nicht vollständig gelungen. Noch immer werden Aufopferung, Selbstlosigkeit, Ehrenamt, und „Gott vergelts“ mit dem Pflegeberuf und Frauen in Verbindung gebracht. Denn es sind nach wie vor sind die Frauen, die neben ihrer Erwerbstätigkeit, fast immer unbezahlt und ohne zu murren, Sorge- und Pflegearbeit am „Nächsten“ leisten.

Genderaspekt: Ca. 2/3 der Hauptpflegepersonen sind Frauen, 2/3 aller pflegenden Angehörigen unter 65 Jahren sind erwerbstätig. => V.a. pflegende Frauen müssen Erwerbstätigkeit, Kindererziehung und Pflege parallel bewältigen. Zudem haben immer noch diesen Gender Pay Gap von fast 25 %.vi

Dauerbaustelle Pflege

Pflege ist seit Jahren ein Megathema im gesellschaftlichen und politischen Diskurs. Als Ursache der Schwierigkeiten werden der demografische Wandel und der Mangel an Fachkräften benannt. Aber auch strukturelle Bedingungen, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kinderbetreuung, schlechte Bezahlungen und Arbeitskonditionen sind für professionell Pflegende wesentliche Faktoren, die in den Pflegenotstand führen. vii

Auch „Der Fachkräftemangel und die Kommerzialisierung der stationären und ambulanten Pflege, die mangelnde Qualität der pflegerischen Versorgung, Abrechnungsbetrug sowie erschöpfte pflegende Angehörige“ sind wichtige Faktoren, die man berücksichtigen muss (26. Jahrestagung des Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin) Das erfordert ein Überdenken der bisherigen Politik und Versorgungsstrukturen. viii

Pflege ist Profisache

Pflege ist Heutzutage zwar noch immer überwiegend „Frauensache“, aber das geschlechtertypische Rollenbild in der Pflege gerät in der Gesellschaft langsam, aber sicher ins Wanken. Denn mittlerweile entscheiden sich mehr junge Männer für eine Pflegeausbildung.

Viele Grüße aus dem Referat Pflege!

 


Wer ist : *Agnes Karll: Reformerin der deutschen Pflege | springerpflege.de

Quellen:

Krankenschwester: Sagt man das überhaupt noch? Charité (charite.de)
i Der Internationale Frauentag: Geschichte, Feiertag, Veranstaltungen | DGB
ii Unbezahlte Arbeit – Frauen leisten mehr – Hans-Böckler-Stiftung (boeckler.de)
iii Geschichte der Krankenpflege – Wikipedia

Weitere Quellen:

Zum Weltfrauentag: „Universum History“-Doku über Florence Nightingale zeichnet das Leben der „Pionierin des Lazaretts“ nach | ORF, 03.03.2022 (ots.at)
iv „Krankenpflege ist eine Kunst“ – und sie war der Sinn ihres Lebens: über Florence Nightingale, Pionierin der Krankenpflege – Infoportal – Diakonie Deutschland
Zum Weltfrauentag: „Universum History“-Doku über Florence Nightingale zeichnet das Leben der „Pionierin des Lazaretts“ nach | ORF, 03.03.2022 (ots.at)
v „Wunden schlagen, Wunden heilen, ist die Losung unserer Zeit“ | Der Erste Weltkrieg (habsburger.net)
vi WWU Münster- Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins-Institut für Christliche Sozialwissenschaften,
Vortrag Unter Dauerdruck – Pflegende Angehörige, Arbeitskammer Saarbrücken 10.02.2023, siehe Link: Arbeitsbedingungen in der Altenpflege | Grüne Reihe (gruene-reihe.eu)
vii Umfrage „Ich pflege wieder, wenn…“ | Arbeitskammer des Saarlandes
viii Presseinformation: Frauensache Pflege – Pflegen und gepflegt werden. Was ist da, was fehlt? | Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (arbeitskreis-frauengesundheit.de)

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