Veröffentlicht am 10. April 2018

Personaluntergrenzen nur mit Fachkräften

matheisknoerr

Das war eine Woche für die Beschäftigten in der saarländischen Pflege. Sie haben sich gewehrt und das ist gut. Ungemach droht aus Berlin, wo sich die deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und die Krankenkassen geeinigt hatten, auf bis zu einem Drittel Hilfskräfte zurückzugreifen, um die Mindestbesetzung auf den Krankenhausstationen zu erfüllen. Und das obwohl der Bundesrat, die Vertretung der Länder beim Bund, kurz vorher beschlossen hatte, auf Fachkräfte zu setzen, um die die sogenannten „Personaluntergrenzen“ zu erfüllen.

Der Gewerkschaft verdi sei Dank, die von Berlin aus so laut gegen den Deal protestierte, dass sich auch im Saarland Widerstand regte, ganz spontan, unkonventionell, auf dem schnellen Dienstweg, aber mit Wirkung:

„Die Arbeitskammer, Verdi und führende Personalvertreter saarländischer Kliniken aus Saarbrücken, Homburg und Sulzbach sehen die Gefahr, dass Krankenkassen und Krankenhäuser, die vom Gesetzgeber geplante Personaluntergrenze in Krankenhäuser zu Lasten der Beschäftigten und Pflegenden aushöhlen“,

hieß es kurze Zeit später in allen wichtigen Medien des Saarlandes.

Die Arbeitsbedingungen in der Pflege waren so erneut Thema im Land und Thorsten Nibergall auf einmal ziemlich bekannt. Der Betriebsrat vom Kreiskrankenhaus St. Ingbert hatte sich bereiterklärt, dem SR im Aktuellen Bericht seinen Arbeitsalltag als Pfleger zu zeigen, machte dort eine prima Figur und eindrucksvoll klar, warum auf den Krankenhausstationen in erster Linie Fachkräfte arbeiten sollten.

„Weil nur sie erkennen können, das ein Patient der sich verschluckt hat, möglicherweise in Gefahr ist“,

 so der Pfleger im SR. Nibergall ganz trocken:

„Wer sein Auto in die Werkstatt gibt, möchte es auch nicht vom Praktikanten reparieren lassen“.

Was witzig klingt, aber einen ernsten Hintergrund hat.

Ein seriöses Forscherteam aus den USA hat kürzlich nachgewiesen, dass auf Stationen in denen das Verhältnis von examinierten Fach- und ungelernten Hilfskräften ungünstig ist, die Patienten früher sterben. Nibergall weiß wovon er spricht. Er ist seit 20 Jahren Pfleger.

Kleiner Nebeneffekt des Drehs, mitten im Flur der geriatrischen Station. Es war ziemlich viel los in den Gängen, die Beschäftigten dort hatten enorm viel zu tun, das bekommt sonst kaum jemand mit. Diesmal schon, das SR-Drehteam hatte alles bestens eingefangen, ließ die Bilder abends im Fernsehen laufen und das ganze Saarland schaute zu.

Noch ist nichts gewonnen, die Vereinbarung wohl noch nicht vom Tisch. Doch ein Anfang ist gemacht und die Botschaft der Woche klar: „Personaluntergrenzen nur mit Fachkräften.“

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