Pflege kann mehr! – 5 Dinge, die man über diesen Beruf wissen sollte
Pflege ist viel mehr als Körperpflege, Essen anreichen und Medikamentengabe. Und trotzdem hält sich dieses Klischee hartnäckig.
Dabei gehört die Pflege zu den anspruchsvollsten, vielseitigsten, verantwortungsvollsten und menschlichsten Berufen unserer Zeit. Der Beruf hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt – fachlich, strukturell und gesellschaftlich. Höchste Zeit also, mit alten Bildern aufzuräumen – und fünf Dinge hervorzuheben, die viele über Pflege nicht wissen:
1. Pflege ist hochqualifiziert
Pflege kann eben nicht „Jeder“. Pflegekräfte treffen täglich komplexe Entscheidungen – unter Zeitdruck und oft in Grenzsituationen. Sie überwachen Vitalfunktionen, erkennen Frühwarnzeichen, dokumentieren fachgerecht, koordinieren Therapien und kommunizieren mit Ärztinnen, Therapeutinnen und Angehörigen. Mit der generalistischen Pflegeausbildung und akademischen Studiengängen wird deutlich: Pflege ist ein Beruf mit Anspruch und Perspektive. Seit 2020 ersetzt die generalistische Pflegeausbildung drei getrennte Berufe und bündelt Pflegefachwissen für alle Versorgungsbereiche. 2024 haben rund 37.400 Personen die neue Pflegeausbildung abgeschlossen, ein Anstieg um 26 % im Vergleich zu 2023. Die Zahl der Neuverträge stieg sogar auf über 59.000 – der höchste Stand seit Einführung der neuen Ausbildung.
2. Pflege ist Kommunikation und Beziehungspflege
Pflege bedeutet weit mehr als körperliche Versorgung.
Kommunikation, Beratung und psychosoziale Begleitung sind zentrale Bestandteile der professionellen Pflege. Das spiegelt sich auch in den Kompetenzfeldern der Ausbildung und im Studiengang Pflege wider. Aber das eigentliche Herzstück der Pflege ist die zwischenmenschliche Beziehung: zuhören, beruhigen, motivieren, begleiten. Wer Pflege macht, braucht nicht nur Wissen, sondern auch emotionale Intelligenz, Empathie und Feingefühl.
3. Pflege ist systemrelevant – und das jeden Tag
Pflegekräfte sind das Rückgrat unseres Gesundheitssystems. Spätestens seit Corona wissen viele: Ohne Pflege läuft gar nichts. Ob im Krankenhaus, im Pflegeheim, in der ambulanten Versorgung oder in der Reha – Pflegekräfte halten unser Gesundheitssystem am Laufen. Trotzdem warnen aktuelle Studien vor einem drohenden Kollaps des Sozial- und Pflegesektors: Fachkräftemangel, unzureichende betriebliche Begleit-, Qualifizierungs- und Integrationskonzepte und begleitende Maßnahmen der sozialen Integration bei Pflegekräften aus dem Ausland, Überlastung und zu wenig Anerkennung belasten die Branche stark. Es fehlt noch immer an Anerkennung, tarifgerechter Bezahlung und besseren Rahmenbedingungen in den jeweiligen Versorgungssektoren, denn diese sind nach wie vor sehr unterschiedlich. Diese Veränderung ist nicht nur Aufgabe von Arbeitgebern, Beschäftigten und ihren Interessenvertretungen, sondern muss auch von politischer und gesellschaftlicher Seite eingefordert werden.
4. Pflege hat Karriere- und Studienchancen
„Pflegekraft“ muss kein berufliches „Endziel“ sein. Der Beruf ist vielfältig und wird nie langweilig. Wer sich weiterentwickeln will, findet in der Pflege jede Menge zukunftssichere Möglichkeiten:
- Fachweiterbildungen (z. B. Intensivpflege, Palliative Care, Anästhesie)
- Studiengänge (Pflegepädagogik, Pflegemanagement, Pflegewissenschaft)
- Leitungsfunktionen oder spezialisierte Tätigkeiten (z. B. Praxisanleitung, Wundmanagement, Case Management), u.v.m.
- 59 400 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann, rund 5100 mehr Neuverträge in der Pflegeausbildung als im Vorjahr.
- „Drei Viertel der insgesamt 147 100 Auszubildenden in der Pflege sind Frauen“ (“9 % mehr neue Auszubildende zur Pflegefachperson im Jahr 2024”) (“9 % mehr neue Auszubildende zur Pflegefachperson im Jahr 2024”)
- „Rund ein Fünftel der Auszubildenden in der Pflege sind älter als 30 Jahre“ (“37 400 erfolgreich ausgebildete Pflegefachfrauen und -männer im Jahr …”) (“37 400 erfolgreich ausgebildete Pflegefachfrauen und -männer im Jahr …”)
- Dies entspricht einem Zuwachs von rund 9 % im Vergleich zum Vorjahr. „Im Jahr 2024 beendeten rund 37.400 Personen erfolgreich ihre Ausbildung.“ (“Pflegeausbildung 2024: Positive Entwicklung”) (“Pflegeausbildung 2024: Positive Entwicklung”) Davon erreichten 99 % den generalistischen Abschluss. Insgesamt befanden sich 146.700 Personen in einer Pflegeausbildung, verteilt auf alle Ausbildungsjahre. (“Pflegeausbildung 2024: Positive Entwicklung”)i
- Ende 2024 waren bereits über 1.200 Studierende in Pflegestudiengängen eingeschrieben.ii,iii,iv
5. Pflege verändert Leben – auch das eigene
Pflege bedeutet oft: Verantwortung in Momenten, in denen Menschen besonders verletzlich sind – bei Krankheit, im Alter, am Lebensende. Pflegekräfte begleiten Menschen oft in den wichtigsten Momenten ihres Lebens. Diese Arbeit ist fordernd – aber auch zutiefst sinnstiftend. Viele Pflegekräfte berichten, dass sie in keinem anderen Beruf so viel echte Menschlichkeit erleben. Und, dass sie am Ende des Tages wissen, wofür sie es tun. Diese Erfahrung ist wertvoll, spürbar und steht in keinem Lehrbuch.
Fazit
Pflege ist anspruchsvoll, verantwortungsvoll und wertvoll, denn Sie tut „Gutes“!
Sie verdient also Respekt, gute Arbeitsbedingungen- und eine starke Stimme.
Sie bietet nicht nur vielfältige Karrierewege, sondern auch echte Sinnhaftigkeit.
Deshalb ist es Zeit, Pflege neu zu denken: nicht als Notlösung, sondern als Zukunftsberuf.
Denn Pflege kann mehr: fachlich, menschlich, gesellschaftlich. Zeit, dass das endlich alle verstehen.
Quellen:
- www.wsi.de/de/blog-17857-zukunft-der-pflege-die-pflege-gibt-es-nicht
- Statistisches Bundesamt (2025): Mehr Abschlüsse und Neuverträge in der Pflegeausbildung
- www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/gesundheitswesen/gesundheitsberufe/pflegefachperson
- www.bmbfsfj.bund.de/bmbfsfj/themen/aeltere-menschen/berufsfeld-pflege/neue-pflegeausbildungen
- Wikipedia: Pflegefachfrau/-mann – Berufskompetenzen
- IAB/DRK-Studie (2024): Deutschland vor dem Kollaps des Sozialsektors
- iab-forum.de/krise-im-sozialen-sektor-das-groesste-risiko-ist-dass-grundlegende-leistungen-der-sozialen-daseinsvorsorge-wegbrechen/
- Welt.de (2025): Fachkräftelücke wächst auf 768.000 Stellen
- Springer Pflege (2021):Selbst- und Fremdbild in der Pflege – Eine Herausforderung für das Image
- Statistisches Bundesamt: Zahl der Pflegestudierenden steigt
- Rebmann Research: Akademisierung in der Pflege