Veröffentlicht am 29. Februar 2024

Pressemeldung: Equal Care Day: Sorgearbeit aufwerten, ausbauen und umverteilen!

Heute ist Equal Care Day. Er soll auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Sorgearbeit (Care-Arbeit, also Erziehung, Pflege, Haushalt) in den Familien aufmerksam macht.

Systematische Unterbewertung der Sorge-Berufe

Das hat auch Auswirkungen auf die Sorge-Berufe, die systematisch unterbewertet werden. „Das gilt es im Sinne eines Guten Sorgens umzukehren – zumal die Gesundheits-, Erziehungs- oder Pflegeberufe beschäftigungspolitisch wesentliche Zukunftsbereiche sind“, sagt Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes. „Die Sorge- und Versorgungsarbeit als gesellschaftlich zentrale Tätigkeit muss in den Fokus einer sozialen und zukunftsgerichteten Wirtschaftspolitik. Ein zentraler Bestandteil einer saarländischen Transformationsstrategie sollten die Anerkennung, Qualitätsverbesserung und der Ausbau der Sorge-Berufe sein“, so Otto.

Auch die Debatten über Arbeitszeitverkürzung sowie die Einführung von individuellen Wahlarbeitszeit-Modellen je nach Lebensphase sind bei der gerechteren Verteilung von Sorgearbeit zentral.

Care-Arbeit wird zum größten Teil von Frauen geleistet

„Schon heute ist knapp zwei Drittel aller Arbeit (entlohnt + nicht-entlohnt) den Care-Tätigkeiten zuzuordnen, die zum größten Teil von Frauen geleistet werden. Ökonomisch liegt die besondere Herausforderung darin, dass diese Arbeiten gesellschaftlich zwar unverzichtbar sind, aber keine wesentlichen Beiträge zum Wirtschaftswachstum leisten. Care-Arbeit und damit einhergehend auch das „Weibliche“ werden entsprechend abgewertet, was sich u.a. in systemisch unterbezahlten sowie schlecht ausgestalteten Arbeitsplätzen äußert“, so Otto.

Gut ein Drittel der Frauen im Saarland arbeitet in den Branchen: Gesundheitswesen, Haushalt, Sozialwesen/Heime sowie Erziehung/Unterricht

Frauen unterbrechen ihr Erwerbsleben häufiger – meist aus familiären Gründen –, arbeiten nach dem Wiedereinstieg oft in Teilzeit oder Minijobs. Auch die Berufswahl unterscheidet sich von der der Männer: Gut ein Drittel der Frauen im Saarland arbeitet in den Branchen: Gesundheitswesen, Haushalt, Sozialwesen/Heime sowie Erziehung/Unterricht. Da die Anteilswerte von Frauen innerhalb dieser Bereiche teilweise bei über 70 % liegen, wird häufig von frauenspezifischen Branchen gesprochen.

Die Beschäftigungsschwerpunkte von Männern liegen in den saarländischen Schlüsselindustrien sowie im Baugewerbe. Die industriellen Branchen zeichnen sich durch hohe Tarifbindung, starke Mitbestimmung und einen hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad aus. Entsprechend sind die Löhne eher hoch: Die Bruttostundenverdienste lagen 2021 in der saarländischen Kfz-Industrie bei 32,23 Euro. In Pflege- und Altenheimen wird hingegen mit 20,25 Euro um knapp zwölf Euro weniger entlohnt (-37,2 %).

Infolge der Kombination aus voranschreitenden Strukturwandelprozessen in der saarländischen Industrie und konjunkturellen Krisensituationen ist die Industriebeschäftigung an der Saar seit 2014 um über zehn % bzw. 10.000 Arbeitsplätze zurückgegangen. Parallel dazu fand ein enormer Beschäftigungsaufbau im Dienstleistungsbereich statt. Treiber sind hierbei insbesondere die sozialen Dienste, in denen überwiegend Frauen arbeiten (+22.200 Arbeitsplätze bzw. +37,4 %). In Kliniken, Kitas und Altenpflege gibt es zudem eine erhebliche Nachfrage nach Personal, die gegenwärtig kaum zu befriedigen ist.

„Wenn nun aber soziale Dienstleistungen tatsächlich attraktive Beschäftigungsfelder darstellen oder ein Wechsel in diese Berufe nicht mit Einkommenseinbußen und Statusverlust verbunden sein sollen, wird es höchste Zeit, Sorge- und Versorgungsarbeit endlich finanziell und gesellschaftlich anzuerkennen und wertzuschätzen“, so Otto.

Care-Arbeit muss gleichmäßiger verteilt werden

„Dazu gehört aber auch, dass Care-Arbeit gleichmäßiger verteilt werden muss. Frauen leisten durchschnittlich das 1,6-fache an Hausarbeit und das 2,4-fache an Fürsorgearbeit. Eine Kernfrage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist die einer gerechten – also gleichmäßigeren – Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeitszeiten zwischen Männern und Frauen.

Arbeitszeit ist der entscheidende Faktor, mit dem das Verhältnis zwischen den Lebensbereichen der Beschäftigten geprägt wird. Die Arbeitskammer begrüßt daher die Debatte über Arbeitszeitverkürzung sowie die Diskussion über die Einführung von individuellen Wahlarbeitszeitmodellen für die Beschäftigten je nach Lebensphase und Bedürfnissen“, so Otto abschließend.

Zur Tabelle Anteile von Männern und Frauen an der Beschäftigung / Durchschnittlicher Stundenlohn

Alle Pressedienste der Arbeitskammer finden Sie auch unter:
www.arbeitskammer.de/pressedienste

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