Veröffentlicht am 9. August 2024

Schichtarbeit in der Pflege

Frühschicht, Spätschicht, Nachtschicht – so sieht der Joballtag für viele Beschäftigte in Kliniken, Pflegeeinrichtungen und bei Rettungsdiensten aus. Schichtdienst ist in der Gesundheitsbranche nicht weg zu denken.

Gearbeitet wird in unterschiedlichen Schichtmodellen

Vollkonti-Schichtsystem

“Vollkonti” ist die Abkürzung für “vollkontinuierliches Schichtsystem”.  Ein vollkontinuierliches Schichtsystem liegt vor, wenn in einem Betrieb rund um die Uhr (24 Stunden pro Tag) an allen Tagen in der Woche gearbeitet wird. Krankenhäuser, Pflegedienste, Rettungsdienste, Berufsfeuerwehr und Polizei, aber auch Industriebetriebe arbeiten im Vollkonti-Schichtsystem.

2-Schicht Modell

Im ambulanten Bereich wird überwiegend nach dem 2-Schicht-Modell gearbeitet. Es gibt eine Frühschicht und eine Spätschicht. Nachts wird meist nicht gearbeitet, außer es wird eine 24-Stunden-Betreuung angeboten.

Ausnahmen

Wenn in Tarifverträgen Arbeitszeiten geregelt sind, kommen je nach Bedarf und Vereinbarung auch unterschiedliche Schichtmodelle zum Einsatz, wie zum Beispiel „Zwischenschichten“. Oder auch Dienste nach Absprachen. Allerdings muss in allen Bereichen, besonders in der ambulanten Versorgung darauf geachtet werden, dass das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) eingehalten wird! 

Vor- und Nachteile der Schichtarbeit und Nachtarbeit

Es ist kein Geheimnis. Die Schichtarbeit bringt den Körper aus dem Takt. Durch Nachtarbeit wird der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört. Viele Regenerations- und Reparaturprozesse des Körpers werden beeinträchtigt, was sich negativ auf das Wohlbefinden und die Gesundheit auswirkt. Studien haben gezeigt, dass sich durch die ständigen Schichtwechsel Ein- und Durchschlafprobleme einstellen können. Langfristig kann das zu weiteren Beschwerden wie Erschöpfung, chronischer Übermüdung, depressiven Stimmungen oder sogar zu einem Burnout führen. Zudem ist das Unfallrisiko nachts besonders hoch. 

Gesundheitliche Belastungen und kaum ausreichende Erholungsphasen, wenig Zeit für Familie, soziale Kontakte, Kultur, Vereine oder Sport.

Menschen, die in Nacht- oder Wechselschicht arbeiten, berichten deutlich häufiger von gesundheitlichen Beschwerden als andere. Typisch sind Rückenschmerzen, Müdigkeit und Erschöpfung sowie Schlafstörungen. Auch die Work-Life-Balance wird beeinträchtigt. Dadurch,  dass auch am Wochenende in Schichten gearbeitet wird, kommen die sozialen Kontakte und die Familie häufig zu kurz. Viele sportliche Aktivitäten, Hobbies, Vereinsaktivitäten finden am Wochenende oder in den Abendstunden statt. Eine regelmäßige Teilnahme ist häufig nicht möglich.

Verschiedene Arbeitszeitmodelle im Überblick

Viele Arbeitgeber haben neben dem klassischen 3-Schichtmodell neue unterschiedliche Arbeitszeitmodelle entwickelt,  um so die tägliche oder auch wöchentliche Arbeitszeit zu reduzieren. Auch „Springerpools“ sollen Abhilfe schaffen und das Pflegepersonal entlasten und so für mehr Erholung, Freizeit und Zufriedenheit, „Work-Life-Balance“ sorgen. Doch allzu oft macht der Fachkräftemangel den durchaus Bemühten einen Strich durch die Rechnung und die gut durchdachten Arbeitszeitmodelle können wegen Personalmangel nicht umgesetzt werden oder führen im schlimmsten Fall noch zu Überstunden.

  • Das 50/50-Modell: Ein halbes Jahr arbeiten, ein halbes Jahr frei haben.  Ein solches Modell könnte viele junge Leute ansprechen und auch im Beruf halten.
  • Das 6 Stunden-Schichtmodell: Dieses Modell bedeutet zwar mehr Personaleinsatz, ist aber wegen der kürzeren Arbeitszeit für Pflegekräfte entlastend. Geregelt werden muss das Gehalt.
  • Der Klassiker: Das 8 Stunden-Schichtmodell (Früh/ Spät/ Nacht): Es gibt Häuser und Einrichtungen, in denen man über ein Pflegetool selbst Einfluss auf die Arbeitseinteilung nimmt, sodass der Dienstplan individualisierter gestaltet werden kann.
  • Das 7/7-Modell (bzw. 10 Stunden-Teilzeitmodell): Die Mitarbeiter arbeiten sieben aufeinanderfolgende Tage jeweils zehn Stunden mit einer zusätzlichen Pausenzeit von zwei Stunden. Dieses Modell reduziert die Schichten praktisch auf zwei: den Tag- und den Nachtdienst. Der Tagdienst beginnt beispielsweise um 7:00 Uhr morgens und endet um 19:00 Uhr, wenn der Nachtdienst beginnt. Der Nachtdienst wiederum endet um 7:00 Uhr morgens. Die Bewohner oder Patienten werden daher den ganzen Tag von denselben Pflegekräften betreut, ohne Mittagsübergaben. Nach sieben Arbeitstagen haben die Pflegekräfte dann sieben Tage frei. Diese Arbeitszeit wird als Vollzeit betrachtet, basierend auf einer 35-Stunden-Woche. (https://www.betriebsrat.de/news/arbeitszeit/innovative-arbeitszeitmodelle-in-der-pflege-2856925)

Auch Vorteile für Beschäftigte

Allerdings gibt es auch einige Vorteile für Beschäftigte im Schichtsystem:

  • Arzttermine oder auch Termine bei Behörden können leichter vereinbart werden, da man im Schichtdienst mit den Terminen flexibler ist als Arbeitnehmer* innen, die den ganzen Tag arbeiten.
  • Wer nachts arbeitet, hat tagsüber mehr Zeit für Familie und Freunde.
  • Es gibt teilweise Zuschläge an Wochenend- und Feiertagsarbeit (je nach Einrichtung und Arbeitsvertrag).
  • Freie Tage auch mitten in der Woche, wenn andere arbeiten müssen.
  • Abwechslung im Arbeitsalltag, evtl. auch durch unterschiedliche Einsätze.

Nachfolgend finden Sie noch einige Tipps, die für Beschäftigten im Schichtsystem interessant sind:

080109_NDDZ_newsletter_ss.indd (verdi.de)

Gesunde Ernährung für Pflegekräfte: AOK Gesundheitspartner

Leben mit Schichtarbeit – bgw-online


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wie jedes Jahr verabschieden wir uns in eine kleine Sommerpause. Am 6 September sind wir wieder für Sie da.

Wir wünschen Ihnen viel Sonne und eine wundervolle Zeit!
Viele Grüße, Ihr Referat Pflege der Arbeitskammer des Saarlandes


Quellen Beitrag:

ArbZG – Arbeitszeitgesetz (gesetze-im-internet.de)
Arbeitszeiten im Pflegedienst: Sonderregelungen & Richtlinien (ppm-online.org)
Schichtarbeit und Nachtarbeit: Das solltest du wissen | DGB
Schichtarbeit und Nachtarbeit: Das solltest du wissen | DGB
Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zeigt: das aufgelaufene Schlafdefizit
Schichtarbeit und Nachtschicht in der Pflege: AOK Gesundheitspartner

Auf dieser Webseite werden Cookies eingesetzt. Nähere Informationen über die Verwendungszwecke, die Art der erhobenen Daten sowie über die Möglichkeiten der Erhebung Ihrer Daten zu widersprechen, erhalten Sie hier: Datenschutzerklärung

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen