Stress-Depression und Burnout-Behandlung, Prognose und Prävention
“Depressive Störungen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Schätzungsweise 16 bis 20 von 100 Menschen erkranken irgendwann in ihrem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung (Dysthymie). Frauen sind häufiger betroffen als Männer, ältere Menschen öfter als junge”.¹
Eine (Stress-)Depression kann, im Gegensatz zum Burnoutsyndrom, welches wir im letzten Pflegeblogartikel beschrieben hatten, plötzlich und unerwartet eintreten,- wird aber meist von vielen Faktoren ausgelöst. Besteht eine genetisch bedingte Anfälligkeit können akute oder chronische Belastungssituationen, schwere Schicksalsschläge, wie zum Beispiel der Verlust einer nahestehenden Person oder eine schwere Krankheit, sowie eine Änderung der Lebensumstände, wie zum Beispiel der Verlust des Arbeitsplatzes, oder ein Umzug, eine Depression auslösen. Es gibt auch Erkrankungen, die sich auf die Psyche auswirken und eine Depression verursachen können, zum Beispiel Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder auch neurologische Erkrankungen wie die Parkinson-Krankheit oder Demenzen.² Hiervon sind besonders alte Menschen anfällig. Aber auch Infektionserkrankungen wie eine Lungenentzündung und Herzerkrankungen oder eine Schwerbehinderung wirken auf die Psyche.³ Allerdings sind hinsichtlich der Ursachen und Auslösemechanismen noch viele Fragen offen.
Die Forschung hat mittlerweile nachgewiesen, dass bei einer Depression, der Hirnstoffwechsel und die Kommunikation unter den Nervenzellen, sowie deren „Schaltstellen“, gestört sind. Das hat zur Folge, dass eine Dysregulation unter den verschiedenen Verschaltungen und Mechanismen im Gehirn entsteht. Dadurch kann es zu einer übersteigerten oder aber auch verminderten Ausschüttung der Botenstoffe Serotonin und/oder Noradrenalin und/oder Dopamin kommen. Die fehlerhafte Ausschüttung von Botenstoffen und Hormonen wirkt sich empfindlich auf das ganze Hormonsystem aus. Durch diese Verschiebung der Biochemie entwickeln sich Gefühle wie z. B. Schwermut und Traurigkeit. Aber auch Melancholie, fehlender Antrieb, Gefühl von Sinnlosigkeit, Appetit- und Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit können Folgen sein. In schweren Fällen kommt es zu Suizidgedanken oder auch Handlungen. Aus welchen Gründen sich auch immer eine Depression manifestiert, sie sollte unbedingt behandelt werden.⁴
Ganzheitliche und Individuelle Behandlung und Therapie bei Stressdepression und Burnout
Die Behandlung wird individuell ausgewählt und richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem emotionalen Profil des Patienten und erfordert ein ganzheitliches Konzept.⁵ Die Therapie kann ambulant oder stationär, in Einzel- oder Gruppentherapien, erfolgen.
- Bei leichteren depressiven Episoden kann eine ambulante Gesprächstherapie, in Form von regelmäßigen „Sitzungen“, ein guter Ansatz darstellen.
- Bei mittelschweren Depressionen kann eine Psychotherapie, wie zum Beispiel kognitive Verhaltenstherapie und/oder eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva hilfreich sein.⁶ Neben Stressbewältigungstraining, wie zum Beispiel „Biofeedback“ und das Erlernen von Resilienz- Strategien, können auch progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga, Meditationen und Achtsamkeitsübungen gute therapeutische Erfolge hervorbringen. Die Programme, Gespräche und Übungen, die dem/der Betreffenden den Alltag erleichtern sollen, werden von den behandelnden Ärzten und Psychotherapeuten entsprechend der Diagnose und des emotionalen Profils ausgewählt und wirken ausgleichend und regulierend auf Körper und Geist.⁷ Medikamente wie Antidepressiva regulieren die Stresshormone und bringen den Hirnstoffwechsel wieder ins Gleichgewicht.
- Deshalb werden mit der Kombination beider Therapieformen bei mittelschweren und schweren Depressionen, die besten Resultate erzielt
Es gibt unterschiedliche Psychotherapie- und Entspannungsverfahren, alle hier zu erklären wäre viel zu umfassend und speziell. Deshalb beschränken wir uns in diesem Artikel auf das „Biofeedback“.
Biofeedback
„Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken.“
Marc Aurel, römischer Kaiser und Philosoph, 121–180 n. Chr.
Heute weiß man, dass jede Stimmung, jeder Gedanke, jeder zwischenmenschliche Kontakt und jede Handlung in unserem Körper über die Aktion der Nervenzellen eine energetische Veränderung verursacht.⁸ Das spüren die Betroffenen durch körperliche vegetative Reaktionen wie z.B. Veränderung der Herzfrequenz, der Muskelspannung oder der Atmung entweder sehr stark oder sie haben diese Körpergefühle komplett verloren. Biofeedback hilft dabei, diese Mechanismen bewusst wahrzunehmen und zu erkennen. In der individuellen Therapie gelingt es dann, die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Psyche und Körper zu verstehen, auszugleichen und positiv zu beeinflussen. Das baut Stress ab und fördert das Wohlbefinden auf seelischer und körperlicher Ebene.⁹
Prävention- Was kann man im Vorfeld tun?
Einige Beispiele¹⁰:
- Stress nach Möglichkeit abbauen, sehr geringhalten und einen guten Umgang mit Stress erlernen. Egal ob am Arbeitsplatz oder in anderen Lebensbereichen kann man Stressdepression und Burnout vorbeugen, indem man seine persönlichen Grenzen auf körperlicher und seelischer Ebene wahrnimmt und respektiert, und vor allem, entsprechend handelt.
- Stressoren müssen erkannt und entsprechend der eigenen, gesundheitsförderlichen Resilienz angepasst werden. Hier bietet die Arbeitskammer Seminare an. Zum Beispiel zu den Themen Resilienz, Gesund durchs Arbeitsleben kommen oder zum Arbeitsschutz
- Stressbewältigungsprogramme und/oder Stressmanagementprogramme sowie Entspannungstechniken
- Salutogenese
- Selbstfürsorge, Achtsamkeit
- Sich selbst wertschätzen und annehmen; Selbstbild, Selbstwert, Selbstvertrauen
- Denkmuster und Glaubenssätze analysieren und positiv verändern
- Zeit für Hobbies und Freizeitgestaltung und soziale Kontakte
- Ausreichend Schlaf, Ausreichend Bewegung
- Gesundes Nahrungsverhalten, Genussmittel in moderaten Mengen
Prognose
Die Prognose ist gut. Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser. Der erste und wichtigste Schritt ist, sich selbst einzugestehen, dass man an einer Depression erkrankt ist oder an einem Burnoutsyndrom leidet und sich dann professionelle Hilfe in Form von Fachärzten und Therapeuten sucht.¹¹
Weitere Informationen zum Thema:
Was ist Depression — Patienten-Information.de
Burnout: Tipps zur Prävention und Vorbeugung | therapie.de
Passende Seminare für Beschäftigte in der Pflege von der Arbeitskammer des Saarlandes: Pflegeseminare aus dem Bildungskurier des Bildungszentrums in Kirkel (PDF).
Viele Grüße aus dem Referat Pflege!
Wenn Sie selbst oder jemand den Sie kennen, betroffen ist, wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt oder Facharzt, in dringenden Fällen kontaktieren Sie den regionalen Notdienst.
Um Adressen und Telefonnummern von ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten in Deutschland in Erfahrung zu bringen, wenden Sie sich an:
– ihren Hausarzt oder ihren Facharzt für Psychiatrie,
– ihre Krankenkasse,
– die örtliche Kassenärztliche Vereinigung, telefonisch unter 116 117
Info-Telefon Depression
0800 / 33 44 533
Mo, Di, Do: 13:00 – 17:00 Uhr
Mi, Fr: 08:30 – 12:30 Uhr
Haben Sie selbst Suizidgedanken? Oder sind Sie besorgt um jemanden?
Lassen Sie sich helfen! In Deutschland gibt es zahlreiche Stellen, die rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen da sind – vertraulich und kostenlos.
- Telefonseelsorge (24 Stunden erreichbar): 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222
- per Mail oder per Chat unter: https://online.telefonseelsorge.de/
Quellen:
Depression | Die Volkskrankheit verstehen – Bundesgesundheitsministerium
Depressionen Therapie – Hypnosezentrum Sachsen-Anhalt (hypnosezentrum-sachsen-anhalt.de)
Depression – eine weit unterschätzte Krankheit (enableme.de)
depression_patienten_broschuere_keck.pdf (mpg.de)
Burnout_BroschureA5_171024LOW.pdf (mpg.de)
Unipolare Depression — Leitlinien.de
Burnout_BroschureA5_171024LOW.pdf (mpg.de)
Burnout_BroschureA5_171024LOW.pdf (mpg.de)
burnout_broschurea5_171106_web.pdf (mpg.de)
Depression – Leitfaden für Patienten (dasgehirn.info)