Veröffentlicht am 12. Februar 2021

Transkulturelle Pflege – was ist das eigentlich?

Zusammen mit dem Anspruch bedürfnisgerechtere Pflege zu leisten, wächst die Anforderung auf spezifische kulturelle Hintergründe situationsgerechter eingehen zu können. Durch besseres Verstehen erhöht sich die Professionalität in der Pflege.

Was bedeutet „Kultur“?

Was unter dem Begriff „Kultur“ verstanden wird, hängt mit der individuellen Persönlichkeit und der dazugehörenden Gesellschaft ab. Kultur wird durch die eigene Kulturbrille betrachtet, interpretiert und beurteilt. Kultur entwickelt sich, wenn gemeinsame Regeln, Ansichten, Werte und Normen sowie Sitten und Bräuche, Handlungen in einer Gesellschaft umgesetzt werden. Sie zeigt sich zum Beispiel in der Literatur, Museen und Bildungssystemen (Kumbruck/ Derboven 2009, S. 10).

Was bedeutet transkulturelle Pflege?

Die Globalisierung prägt das Gesellschaftsbild durch eine Bevölkerungsvielfalt mit einer Vielfalt an Kulturen. Im Schnitt kommen Patienten in Deutschland aus mehr als 100 Ländern der Erde. Insgesamt leben hier rund 15 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund, viele durch Leid und Krieg traumatisiert, ohne Zugehörigkeitsgefühl. Diese immer weiterwachsende multikulturelle Bevölkerung stellt für die Pflege zunehmend eine Herausforderung dar. Um Versorgungsdefizite aufzufangen und Patienten individuell und ganzheitlich versorgen zu können, gewinnt die Sicht auf Unterschiede und Ähnlichkeiten in kulturellen Wertvorstellungen, Glaubenssätzen und Praktiken immer mehr an Bedeutung.

Es ist wichtig, die zu Pflegenden mit einer anderen Kultur in der Pflegesituation zu verstehen und eben diese Kultur bei Pflegehandlungen zu berücksichtigen. Jeder Mensch wird als Individuum betrachtet. Transkulturelle Pflege oder auch „kultursensible“ Pflege ist bemüht, Menschen mit verschiedenstem kulturellem Hintergrund kulturell kongruente, behutsame Krankenpflege mit einem qualitativen hohen Niveau angedeihen zu lassen. Das setzt auch ein gewisses Hintergrundwissen über andere Kulturen sowie Empathie voraus.

Professionell Pflegende sollen sich regelmäßig selbst reflektieren, wachsam und kritisch gegenüber ihrem eigenen Verhalten bleiben. Abgrenzungen und Ausgrenzungen bedingt durch Unverständnis, Missverständnisse und Vorurteile können so verhindert werden. Die zu Pflegenden fühlen sich wohl und individuell, nach ihren Wertevorstellungen betreut und versorgt. Heilungserfolge werden nicht unnötig verzögert, Vorurteile und Stereotype werden abgebaut.

Erste Ansätze und Handwerkszeug

Modelle und Konzepte der transkulturellen und kultursensiblen Pflege gibt es mittlerweile verschiedene. Madeleine Leininger war die erste, die den kulturellen Hintergrund eines Patienten bei der Vorstellung von individueller Pflege berücksichtigt und beschrieben hat. Schon seit den 1950er Jahren hat sie sich mit diesem umfassenden Thema beschäftigt. Die gelernte Krankenschwester und Anthropologin entwickelte in den 1970 er Jahren ein Konzept, bei dem verschiedene Wertehaltungen, politische Ausrichtungen, religiöse Vorstellungen und auch wieder ganz eigene kulturelle Prägungen, die in der Gesamtkultur zusammenfließen und diese mitprägen und an der Entwicklung einer jeden Kultur beteiligt sind: „Das Sunrise- Modell“.

Das Sunrise-Model fasst die verschiedenen Aspekte in einer grafischen Darstellung zusammen:
Grafik des Leiningers Sunrise Model

Weiteres Handwerkszeug:

  • Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen können bereits in Ihrem Leitbild deklarieren, dass kultursensible Pflege angeboten wird.
  • Mehrsprachige Hinweisschilder, interreligiöse Gebetsräume und Dekorationen zu Fest- und Feierlichkeiten, weisen darauf hin, dass Multikulturalität gelebt wird.
  • Angebote zu Fort-/Weiterbildungen für Beschäftigte hinsichtlich kultursensibler Pflege.
  • Informationsmaterial und Flyer in unterschiedlichen Sprachen und Bildern aufbereiten und anbieten.
  • Der Einsatz von Dolmetschern oder auch zwei-/ mehrsprachigen Pflegekräften.
  • Institutionalisierung von Bezugspflege.
  • Mehr Zeit für Gespräche und Aufklärung nehmen.
  • Ein geeignetes Dokumentationssystem kultivieren.
  • Interesse und Empathie an der Geschichte der zu Pflegenden
  • Einhaltung von Ritualen in den Lebensaktivitäten der zu Pflegenden
  • Bedeutungen von religiösen und kulturbezogenen Fest- und Feiertagen kennen und bedienen.
  • Wertschätzung

Grundlagen professioneller, transkultureller Pflege ist die Wertschätzung des Anderen, die Wahrnehmung seiner/ihrer Lebenswirklichkeit und die Akzeptanz seiner/ihrer Sicht der Welt“ (vgl. Koch –Straube 2008, S. 161).


Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, kann hier entsprechend nachlesen:

Quellen

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