Veröffentlicht am 3. Juni 2022

Welt Nichtraucher Tag – Der Pflege größtes Laster

Gerade Beschäftigte in der Pflege sollten ein Vorbild sein und nicht zum Klimmstängel greifen. Die Wahrheit ist jedoch, dass ausgerechnet in diesem Gesundheitsberuf mehr geraucht wird als im Durchschnitt der Bevölkerung! 31 Prozent der Alten- und Krankenpflegekräfte rauchen regelmäßig mehrmals während der Arbeitszeit. Unter den Auszubildenen raucht sogar jeder zweite.

Bei Befragungen im Rahmen einer PSYMA-Studie hat man herausgefunden, dass ungefähr 53 Prozent der Pflegekräfte einen Zusammenhang zwischen Beruf und Rauchen herstellen.

Rauchen dient der Bewältigung von Stress- und Belastungssituationen
Bei den Beschäftigten im stationären Pflegebereich hat sich gezeigt, dass ein hoher Tabakkonsum auf arbeitsplatzbezogenes Stressempfinden zurückzuführen sein kann. Nur 15 Prozent der befragten Pflegekräfte bezeichneten ihre Arbeitsbedingungen als „absolut in Ordnung“ .

Die PSYMA-Studie , die im Auftrag von Philip Morris Deutschland durchgeführt wurde, hat die Hauptgründe für das Rauchen während der Arbeitszeit unter den befragten Pflegekräften hervorgebracht. Das Gefühl, zur Bewältigung von Stress- und Belastungssituationen rauchen zu müssen (28 Prozent) und der kollektive Austausch in den Raucherzonen der Kliniken und Pflegeinrichtungen beim Rauchen mit Kollegen (ca. 35 Prozent).

Unzufriedenheit mit der Arbeitszeit ist mit vermehrtem Rauchverhalten wie auch Schlafmangel assoziiert. Weitere Faktoren sind das grundsätzliche Missverhältnis zwischen hoher Anforderung, hoher Verantwortung und häufig niedrigem Lohnniveau , wenig Anerkennung, kaum positives Feedback durch Vorgesetzte oder Kollegen. Im Arbeitsalltag herrscht permanent Zeit- und Leistungsdruck in fast allen Bereichen, vor allem seit und während der Corona-Pandemie. Angehörige oder Patienten treten oft genervt oder verärgert auf, wenn die Pflegekräfte den Kundenwünschen nicht gleich nachkommen können. Die damit verbundenen Emotionen, die bei den Pflegekräften durch diese Situation entstehen „, dass nicht gerecht werden können,“ belastet die Beschäftigten enorm. Dazu kommen weitere Stressoren wie instabile Dienstpläne, häufige Schichtwechsel, Unterbesetzung durch chronischen Personalmangel, zusätzliche Schichten durch kurzfristige Personalausfälle, und mittlerweile immer häufiger längere Ausfälle durch Folgen einer Covidinfektion oder Erkrankung an Long-Covid, und Frühverrentungen.

Kleine Pause nach eigenem Gusto anstatt geplanter Pause
Geplante Pausen können häufig nicht eingehalten werden; unter Umständen fällt die Pause ganz aus. Auch dadurch hat sich die Raucherpause in der Pflege über die Jahre etabliert. 5 Minuten Auszeit und „frische Luft schnappen“ bevor es dann wieder hektisch weitergeht.

Beschwerden von Kollegen und Patienten
Das Rauchen führt allerdings auch zu Problemen zwischen Kollegen und Patienten . Wer raucht riecht auch danach! Tabakrauch haftet an den Fingern, Haut, Haaren und an der Dienstkleidung. Nicht selten beschweren sich Patienten, Bewohner und Kollegen über den Geruch von „kaltem Rauch“. In einer separaten Online-Erhebung unter 170 Pflegekräften (Raucher und Nichtraucher) im Februar 2019 gab etwa die Hälfte der Befragten an (49 %), dass kalter Rauchgeruch zu Problemen mit Kollegen führe. Ebenso die Hälfte (50 %) sehen diesbezüglich mittlere bis große Probleme mit Patienten beziehungsweise Heimbewohnern, zu denen bekanntlich ein naher körperlicher Kontakt besteht .

Aufhören ist keine Option?
57 Prozent der Befragten hatten noch nie probiert mit dem Rauchen aufzuhören . Zudem hat sich tatsächlich gezeigt, dass große Wissenslücken über die Gründe der Schädlichkeit des Rauchens und der Gesundheitsrisiken bestehen. Lediglich 39 % der Befragten schätzen korrekt ein, dass die Schadstoffe, die bei der Tabakverbrennung entstehen, Hauptursache für die Gesundheitsrisiken des Rauchens sind.

Betriebliche Suchtprävention eine wichtige Säule des betrieblichen Gesundheitsmanagements!
In Bezug auf die hohe Krankheitsquote in der Pflege liegt großes Präventionspotenzial in gesunden Arbeitsbedingungen sowie in der Stärkung des Gesundheitsverhaltens der Pflegekräfte . Gute Arbeit bedeutet, die Arbeitsbedingungen sicher, gesund und menschengerecht zu gestalten. Dazu müssen der Mensch, die Arbeitsaufgabe und -umgebung mit allen Wechselwirkungen systemisch betrachtet und die Belastungen sowie Gefährdungen im System ganzheitlich beurteilt werden. Systeme, die die psychische Gesundheit als wichtigen Bestandteil miteinbeziehen, da Suchtmittelabhängigkeiten in den meisten Fällen mit anderen psychischen Störungen korrelieren. Durch die Beurteilung der Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz (Gefährdungsbeurteilung) und Umsetzung von Schutzmaßnahmen gegenüber Belastung und Gefährdungen im Betrieb (z.B. körperliche, stoffliche und psychische Belastungsfaktoren) können zusätzliche suchtfördernde Faktoren geortet und minimiert werden.

Nikotin hat das höchste Suchtpotential
Allerdings fokussiert sich die betriebliche Suchtprävention noch immer stark auf das Suchtmittel Alkohol. Wobei auch Medikamente oder Drogen mittlerweile in betrieblichen Präventionsmaßnahmen zunehmend mehr Beachtung finden. Tabakkonsum hingegen, und die damit verbundene Sucht, wird in den wenigsten Fällen als „potenzielle Gefahr“ wahrgenommen. Rauchen gilt als „legal“ und sogar als gesellschaftlich toleriert und wird in den Präventionsmaßnahmen nicht berücksichtigt. Dabei zählt der Tabakkonsum, neben dem Konsum von Alkohol, zu den häufigsten Suchtmitteln in Deutschland. Etwa jeder vierte Erwachsene in Deutschland raucht. An keinem anderen Suchtmittel sterben mehr Menschen als an den Folgen des Rauchens: in Deutschland jährlich 127.000 – das entspricht einem Todesfall alle vier Minuten !

Es ist nie zu spät aufzuhören!

Viele Grüße aus dem Referat Pflege!

 

Weitere Informationen zum Thema:
Rauchen – Bundesgesundheitsministerium
Rauchfrei leben – Deine Chance – Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen (bundesdrogenbeauftragter.de)
Bundesinitiative “Rauchfrei leben“ geht an den Start – Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen (bundesdrogenbeauftragter.de)
Jahresbericht 2021 (bundesgesundheitsministerium.de)

Quellen:
Rauchen ist das Laster der Pflegekräfte (aerztezeitung.de)
PSY_Phillip_Morris_Infografiken_RZ.ai (d35u7re4abpjrk.cloudfront.net)
Rauchen ist das Laster der Pflegekräfte (aerztezeitung.de)
Marktforschung – Cases, Stories und Studien (psyma.com)
Das Gesundheitsverhalten von Pflegekräften – aktueller Forschungsstand, Potenziale und mögliche Herausforderungen | SpringerLink
Pflegekräfte sind Deutsche Meister im Rauchen (pflegen-online.de)
Status Quo des Rauchverhaltens in der Pflege – Marktforschung (psyma.com)
Status Quo des Rauchverhaltens in der Pflege – Marktforschung (psyma.com)
Status Quo des Rauchverhaltens in der Pflege – Marktforschung (psyma.com)
Rauchen ist das Laster der Pflegekräfte (aerztezeitung.de)
Das Gesundheitsverhalten von Pflegekräften – aktueller Forschungsstand, Potenziale und mögliche Herausforderungen | SpringerLink
Arbeitskammer des Saarlandes | Betriebliche Sicherheit und Gesundheitsschutz
Betriebliche Suchtprävention – Eine wichtige Säule des betrieblichen Gesundheitsmanagements (gesundheitsmanagement24.de)
Betriebliche Suchtprävention – Eine wichtige Säule des betrieblichen Gesundheitsmanagements (gesundheitsmanagement24.de)
Jahresbericht 2021 (bundesgesundheitsministerium.de)

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