Veröffentlicht am 29. Januar 2021

Emotionale Intelligenz in der Pflege

„Nahe, wenn auch nicht emotional tiefe Beziehungen zu Patienten, mit einer gewissen Reziprozität nützen nicht nur dem Patienten, sondern können zu hoher Berufszufriedenheit der Pflegenden führen. Die Verbündeten der Pflegenden sind somit die Patienten. Pflegende und Patienten gemeinsam müssen die Bedingungen schaffen, die eine qualitativ hochstehende, einfühlsame Pflege ermöglichen“ (Bischoff-Wanner, 2002, S. 283).

Was ist emotionale Intelligenz?

Der Begriff „Emotionale Intelligenz“ wurde von John D. Mayer (University of New Hampshire) und Peter Salovey (Yale University) im Jahr 1990 eingeführt. Er entstand aus dem Wissen von Erforschungen von Gedanken, Emotionen und Fähigkeiten. Das Institut für Gesundheit und menschliches Potenzial beschreibt emotionale Intelligenz als „Bewusstsein“, dass Emotionen unser Verhalten beeinflussen und Menschen positiv oder negativ beeinflussen können, sowie die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle (richtig) wahrzunehmen, zu verstehen und entsprechend zu beeinflussen.

Verhalten das erwünscht war

Früher wurde der Pflegeberuf mit den Begriffen Selbstlosigkeit, Aufopferung, Gehorsam und Allzuständigkeit identifiziert. Den Beschäftigten in Pflegeberufen wurde die Rolle der Dienenden zugesprochen. Emotionen sollten im Arbeitsalltag und bei der Interaktion mit Patienten und Kolleginnen und Kollegen zurückgehalten werden und galten als hinderlich und nicht erwünscht. Abgrenzung war das Losungswort. Angehendes Pflegepersonal wurde bereits während der Ausbildung darauf „konditioniert“, Gefühle zu verbergen, eine Grenze herzustellen und sich so von den emotionalen Anliegen der Patientinnen und Patienten zu schützen. Pflegeeinrichtungen bezogen sich bei der Personalrekrutierung vermehrt auf die Abfrage der „Hard Skills“. Ein guter Lebenslauf, Fort- und Weiterbildungen waren maßgebliche Kriterien zur Einstellung.

Emotionale Intelligenz in der Pflege – gibt es das?

In den letzten Jahrzehnten gab es jedoch eine Abkehr von dieser Sichtweise und das emotionale Engagement wurde vermehrt aufgewertet. Mittlerweile ist die Bedeutung der sogenannten „Soft Skills“, wie zum Beispiel empathischer Umgang, Achtung und Würde des Menschen sowie eine respektvolle Art und Teamfähigkeit bei der Einstellung zur Pflege bestätigt. Der ethische Wert eines jeden Menschen, der den Beruf der Pflege ausübt, beinhaltet, dass es einen ganzheitlichen Ansatz für die Pflege, Betreuung und Behandlung von psychischen, sozialen und spirituellen Anforderungen gibt.

Die individuelle Pflege nach diesem Ansatz erfordert Kontinuität und engere Beziehungszusammenhänge. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war die Einführung des Konzepts der Bezugspflege. Dieses Pflegekonzept hat die Beziehung zwischen den Beschäftigten in den Kliniken und Pflegeeinrichtungen und den Patienten und Patientinnen gefördert. Hier wird eine offene Kommunikation benötigt und gegenseitiges Verständnis, welches ein gutes Verhältnis zwischen Patienten und Patientinnen und Pflegepersonal schafft. Wertschätzende, respektvolle Kommunikation ist dabei eine sehr wichtige Komponente. Sie kann Missverständnisse, Ängste und Vorbehalte auflösen und so einen positiven Verlauf des Pflegeprozesses ermöglichen.

Mittlerweile unterliegt der Beruf der Gesundheits- und Krankenpflege einem fortlaufenden, sich immer weiterverbesserndem Prozess der Professionalisierung, der sich durch Qualitätsmanagement, Pflegequalität und Dienst am Patienten und dessen Umfeld darstellt. Während es nun für Pflegepersonal erlaubt ist, durch Empathie und Mitgefühl Emotionen zu zeigen, gibt es offensichtlich auch einen Bedarf, diese Emotionen zu verwalten. Man hat erkannt, dass qualifiziertes Pflegepersonal mit dem nötigen Handwerkszeug versehen werden muss. Außerdem besteht die Notwendigkeit, emotionale Intelligenz auch in die Lehrpläne der Pflegefachausbildung zu implementieren.

Das Verständnis für sich selbst und andere sowie kritisches Denken wird dadurch gestärkt und die Entscheidungsfindung zu Interventionen durch Pflegepersonal kann dadurch ebenfalls positiv beeinflusst werden. Die Fähigkeit der Früherkennung psychosozialer Bedürfnisse wird signifikant verbessert. Ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz kann Pflegepersonal mit dem Vertrauen und den Fähigkeiten ausstatten, Anliegen zielgerichtet zu kommunizieren und respektvolle Beziehungen zu schaffen. Auch in der Interaktion mit anderen Berufsgruppen ist dies vorteilhaft relevant, denn häufig entwickelt sich während der Pflegearbeit ein enger Kontakt.

Hier geht es zu Teil 2 „Das Konzept der emotionalen Intelligenz“


Quellen:

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