Veröffentlicht am 18. Juni 2021

Künstliche Intelligenz in der Pflege

Über den Einsatz oder Auswirkungen von künstlicher Intelligenz in der Pflege gibt es bisher wenig Berichte. Viele denken bei diesem Begriff an Roboter, die Alten oder pflegebedürftigen Menschen Essen und Trinken servieren, oder kleine Verrichtungen im Alltag ausführen. Jedoch sind die Bedarfe unterschiedlich. Während für die einen Pflege in zwischenmenschlichen Beziehungen, durch eine Pflegeperson, Angehörige oder Nachbarn unentbehrlich ist, wünschen sich andere durch adaptierte Hilfsmittel, wie zum Beispiel assistiver Technik, möglichst unabhängig und individuell, ohne Beaufsichtigung leben zu können.

Für professionell Pflegende geht es beim Einsatz künstlicher Intelligenz überwiegend um Entlastung im Arbeitsalltag

Schon lange hat die Technik auf den Stationen der Kliniken und Pflegeinrichtungen Einzug erhalten. Es gibt fast überall technische Geräte, wie zum Beispiel Patientenlifter, die das Pflegefachpersonal entlasten. Aber nicht nur am Bett durch Monitoringsysteme, sondern auch im administrativen Bereich gibt es Entlastung durch technische Assistenzen. Computergestützte Patientendokumentation, Kurvenführung und Ausarbeiten von Visiten oder Konsilanforderungen erfolgt überwiegend über eigens dafür entwickelte Programme am Computer.

Cluster „Zukunft der Pflege“

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat bereits im Jahr 2017 für eine Förderung der Entwicklung von diesen speziellen Techniken den Cluster „Zukunft der Pflege“ gestartet und rund 22 Millionen Euro bis zum Jahr 2022 zur Verfügung gestellt. In diesem Cluster arbeiten Forschung und Wirtschaft gemeinsam mit Kliniken, Pflegediensten und Heimen an neuen Produkten, die den Pflegealltag in Deutschland vereinfachen sollen. Ein Pflegeinnovationszentrum, das seit Juni 2017 die Arbeit aufgenommen hat und vier Pflegepraxiszentren, die seit 2018 in Freiburg, Nürnberg, Berlin und Hannover angesiedelt sind, in denen unter anderem Robotertechniken erprobt werden, wurden eingerichtet. Pflegeroboter, Behältnisse, die die Flüssigkeitsaufnahme überwachen, intelligente Pflegebetten, die die Liegeposition und den Auflagedruck des Patienten überwachen, sowie Sensorsysteme, die bei einem Notfall (z.B. Sturz) selbstständig Hilfe anfordern und viele weitere technische Innovationen, sowie hilfreiche digitale Assistenzsysteme werden dort im Alltag erprobt und weiterentwickelt.

Denn täglich sind mehrere Millionen Menschen in Deutschland auf Pflege angewiesen. Im Saarland waren es Ende 2019 rund 55.000 Menschen.

Durch die demografische Entwicklung und den Fachkräftemangel kann der technische Fortschritt eine Ressource für Pflegefachkräfte sowie Pflegebedürftige in den Kliniken und den unterschiedlichen Pflegeinrichtungen darstellen. Im ambulanten Bereich können Pflegebedürftige unter Umständen länger in ihrer häuslichen Umgebung bleiben. Durch den Einsatz dieser innovativen Techniken bleibt auf Station und im ambulanten Bereich wieder mehr Zeit für zwischenmenschliche Interaktionen und Zuwendung.

Nicht nur positive Resonanz

Allerdings gibt es nicht nur positive Resonanz. Unterschiedliche Studien haben gezeigt, dass Pflegefachpersonen erhebliche Bedenken haben. So wird befürchtet, dass die soziale und emotionale Unterstützung der Pflegebedürftigen zu kurz kommt und dass Pflegebedürftige durch die „Überwachungssysteme“ in ihrer Privatsphäre und Handlungsfreiheit eingeschränkt werden. Ebenfalls eine Befürchtung ist, dass die Finanzierung dieser Systeme die auf den Weg gebrachten Verbesserungen und eine Aufwertung des Berufs behindern könnten. Insgesamt wird technische Assistenz bei körperlich schwerer Pflegearbeit oder zur Pflegedokumentation eher akzeptiert. Eine technische Unterstützung in sozialen und emotionalen Bereichen wird skeptisch beurteilt. Letztendlich ist die Orientierung am Wohl der Betroffenen maßgeblich bei dem Einsatz von Robotik.

Menschen mit Pflegebedarf haben unterschiedliche Vorstellungen, was gute Pflege ist. Sie hängen mit unterschiedlichen Vorstellungen und bisherigen Lebensweisen, sowie kulturellen und religiösen/ spirituellen Werten und Vorstellungen eines guten Lebens zusammen. Aus Sicht der professionell Pflegenden wird gute Pflege vor allem an die Einhaltung fachlicher, qualitativ hochwertiger Standards festgemacht und sie spiegeln ein berufsethisches Selbstverständnis von professioneller Pflege.

Gemäß dem „ICN-Ethikkodex für Pflegende“ haben Pflegende vier grundlegende Aufgaben:

“Gesundheit zu fördern, Krankheit zu verhüten, Gesundheit wiederherzustellen, Leiden zu lindern. Es besteht ein universeller Bedarf an Pflege. Untrennbar von Pflege ist die Achtung der Menschenrechte, einschließlich kultureller Rechte, des Rechts auf Leben und Entscheidungsfreiheit auf Würde und auf respektvolle Behandlung. Pflege wird mit Respekt und ohne Wertung des Alters, der Hautfarbe, des Glaubens, der Kultur, einer Behinderung oder Krankheit, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, der Nationalität, der politischen Einstellung, der ethnischen Zugehörigkeit oder des sozialen Status ausgeübt. Die Pflegende / der Pflegende übt die berufliche Tätigkeit zum Wohle des Einzelnen, der Familie und der sozialen Gemeinschaft aus; sie koordiniert ihre Dienstleistungen mit denen anderer Beteiligter Gruppen. “

Im Saarland ist bis dato noch kein Bericht über den Einsatz von Robotik in einer Einrichtung verfügbar.

Am 12. April 2019 hat das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) den Pflege-Roboter „Pepper“ in der Congresshalle in Saarbrücken im Rahmen des SALUT! Gesundheitskongress vorgestellt. Der von der Universität Siegen entwickelte „humanoide Roboter“ kann Lieder abspielen, High Five geben, Bewegungen imitieren, kichern und sprechen. Er sieht freundlich aus und seinen Augen leuchten in verschieden Farben.

Wer sich für den „potentiellen neuen Kollegen“ interessiert, findet unter diesem Link mehr Infos:

Pepper, der neue Kollege im Altenheim | Universität Siegen (uni-siegen.de)


Quellen:

Pflege von Angehörigen und Patienten erleichtern – BMBF

stellungnahme-robotik-fuer-gute-pflege.pdf (bibliomed-pflege.de)

Meilenstein für die Zukunft der Pflege – BMBF

14083DBfK-ICN-Ethik-RZ.indd (wege-zur-pflege.de)

Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr – Hallo Pepper! | Facebook

Pepper, der neue Kollege im Altenheim | Universität Siegen (uni-siegen.de)

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